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Digitale Barrierefreiheit
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Mehr als nur ein rechtliches Muss – Barrierefreiheit für Webseiten

Digitale Barrierefreiheit für Webseiten und Produkte ist eine wertvolle Investition in die Zukunft.

Digitale Barrierefreiheit steht im Zentrum einer inklusiven Gesellschaft, die Teilhabe für alle Menschen ermöglicht. Die Anforderungen für barrierefreie Webseiten und digitale Produkte werden ab dem Jahr 2025 in Deutschland gesetzlich geregelt. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) macht Barrierefreiheit zur Pflicht für verschiedene digitale Dienste und Produkte und soll die rechtliche Lage in der EU harmonisieren. Doch was bedeutet Barrierefreiheit in der digitalen Welt, welche Herausforderungen birgt sie und welche Chancen bietet sie Unternehmen?

Digitale Barrierefreiheit: Bedeutung und Notwendigkeit

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass Webseiten, Apps und digitale Inhalte so gestaltet sind, dass sie für alle Menschen unabhängig von körperlichen Einschränkungen nutzbar sind. In Deutschland leben etwa 7,8 Millionen Menschen mit einer Behinderung – eine Zielgruppe, die von vielen digitalen Produkten oft ausgeschlossen ist. Indem digitale Angebote barrierefrei gestaltet werden, erreichen nicht nur diese Gruppe, sondern tragen auch zur sozialen Verantwortung bei.

Die Auswirkungen der digitalen Barrierefreiheit sind weitreichend. Sie betrifft nicht nur Menschen mit Seh- und Höreinrichtungen, sondern auch ältere Menschen oder Personen mit temporären Einschränkungen wie Verletzungen. Ein barrierefreies Angebot verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle und fördert die Benutzerzufriedenheit.

Gesetzliche Anforderungen im Rahmen des BFSG

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das ab dem 28. Juni 2025 in Deutschland gilt, wird die digitale Barrierefreiheit zur Pflicht für diverse digitale Dienste und Produkte. Das Gesetz basiert auf der EU-Richtlinie 2019/882 und definiert klare Anforderungen, um eine einheitliche Barrierefreiheit in der EU zu gewährleisten. Es umfasst eine breite Palette an Diensten und Produkten:

Dienstleistungen unter dem BFSG:

  • Telefondienste
  • E-Books
  • Messenger-Dienste
  • Dienstleistungen auf Mobilgeräten
  • Überregionale Personenverkehrsdienste
  • Bankdienstleistungen
  • Elektronischer Geschäftsverkehr wie Online-Handel
  • Personenbeförderungsdienste (mit regionalen Einschränkungen)

Produkte unter dem BFSG:

  • Computer, Notebooks, Tablets, Smartphones und ihre Betriebssysteme
  • Geldautomaten, Fahrkarten- und Check-in-Automaten
  • Smart-TVs
  • E-Book-Lesegeräte
  • Router

In Ausnahmefällen kann eine Sonderstellung gelten, wenn die Umsetzung grundlegende Veränderungen des Unternehmens erfordert oder unverhältnismäßige Belastungen entstehen.

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Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und ihre Prinzipien

Das BFSG basiert auf den international anerkannten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1, die vier grundlegende Prinzipien für digitale Barrierefreiheit festlegen:

  1. Wahrnehmbarkeit: Inhalte sollen für alle Nutzer wahrnehmbar sein, z. B. durch alternative Beschreibungen für Bilder.
  2. Bedienbarkeit: Navigation und Steuerung sollten möglichst einfach sein, z. B. nur per Tastatur.
  3. Verständlichkeit: Inhalte sollen in einfacher Sprache und mit intuitiver Struktur bereitgestellt werden.
  4. Robustheit: Inhalte müssen mit unterschiedlichen Hilfstechnologien wie Screenreader kompatibel sein und auf verschiedenen Geräten funktionieren.

Umsetzungsschritte zur Barrierefreiheit

Um digitale Barrierefreiheit umzusetzen, sind strukturierte Schritte notwendig. Diese umfassen die Bestandsaufnahme, Planung und Implementierung technischer Maßnahmen. Der Prozess lässt sich in die folgenden Schritte gliedern:

Digitale Barrierefreiheit umsetzen

1. Analyse und Bestandsaufnahme

Der erste Schritt zur Barrierefreiheit ist eine umfassende Analyse des Status quo der digitalen Angebote. Zahlreiche Tools wie u. a. Google Lighthouse bieten Unterstützung, um bestehende Barrieren zu identifizieren und priorisieren.

2. Strategische Planung und Zieldefinition

Barrierefreiheit muss in die Unternehmensstrategie integriert werden, um nachhaltig umgesetzt zu werden. Dabei ist es hilfreich, klare Ziele und Meilensteine zu setzen. Barrierefreiheit kann als Teil der Corporate Social Responsibility (CSR) verankert und langfristig umgesetzt werden.

3. Technische und gestalterische Anpassungen

Die folgenden Anpassungen sind häufige Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit:

  • Optimierte Navigation und Tastatursteuerung: Benutzerfreundlichkeit ist entscheidend für Menschen mit motorischen Einschränkungen.
  • Farbanpassung und anpassbare Textgrößen: Kontraste und Größen müssen flexibel sein, damit Inhalte für alle Nutzergruppen zugänglich sind.
  • Alternative Inhalte und Beschreibungen: Bilder, Videos und Grafiken benötigen Textbeschreibungen, damit sie auch ohne visuelle Darstellung verständlich sind.

4. Testing und Nutzerfeedback

Ein zentraler Schritt zur Sicherstellung der Barrierefreiheit sind Tests mit Nutzern, die auf barrierefreie Zugänge angewiesen sind. Barrierefreiheitstests und Feedbackschleifen mit Betroffenen helfen, mögliche Schwachstellen zu identifizieren, die Anpassungen zu verbessern und praktische Hürden zu beseitigen.

5. Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter

Mitarbeiter in den Bereichen Webentwicklung, Design und Content-Erstellung sollen regelmäßig in barrierefreien Praktika geschult werden. Sensibilisierung und Fortbildung helfen, Barrierefreiheit als Standard in der gesamten Organisation zu verankern.

6. Kontinuierliche Überprüfung und Optimierung

Barrierefreiheit ist ein dynamischer Prozess, der regelmäßige Anpassungen erfordert, um aktuellen Standards zu entsprechen. Eine kontinuierliche Überprüfung und Weiterentwicklung der Barrierefreiheit ist notwendig, um langfristig einen barrierefreien Zugang zu gewährleisten.

Vorteile der digitalen Barrierefreiheit für Unternehmen

Die barrierefreie Gestaltung digitaler Produkte bringt neben der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen zahlreiche Vorteile für Unternehmen:

  • Erweiterung der Zielgruppe: Durch barrierefreie Angebote erreichen Unternehmen zusätzliche Kundensegmente, insbesondere Menschen mit Behinderungen.
  • Verbesserung der Nutzererfahrung: Eine klare Struktur, einfache Navigation und Zugänglichkeit führen zu einer allgemeinen Benutzerfreundlichkeit.
  • Positives Image und Reputation: Unternehmen, die auf Barrierefreiheit setzen, gewinnen an Ansehen und Positionierung als sozial verantwortungsbewusste Akteure.
  • SEO-Vorteile: Barrierefreie Webseiten profitieren von besseren Suchmaschinen-Rankings durch klare Strukturen und alternative Inhalte.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Umsetzung der Barrierefreiheit ist eine komplexe Aufgabe, die Unternehmen in technischer und organisatorischer Hinsicht fordert. Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen. Hier bieten sich folgende Lösungsansätze an:

  • Zusammenarbeit mit spezialisierten Anbietern: Externe Experten für Barrierefreiheit unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung der Anforderungen.
  • Schulungen und Aufbau interner Ressourcen: Unternehmen können langfristig interne Kompetenzen aufbauen, um Barrierefreiheit eigenständig zu gewährleisten.
  • Fördermittel und Beratung nutzen: Verschiedene staatliche und regionale Programme bieten Unterstützung für Unternehmen, die barrierefreie Projekte umsetzen möchten.

Erfolgbeispiele und Praxisanwendungen

Einige Vorreiter setzen bereits barrierefreie Konzepte um und zeigen, dass die Vorteile nicht nur gesetzlicher Natur sind. Große E-Commerce-Anbieter haben vollständig barrierefreie Online-Plattformen entwickelt, die für Screenreader optimiert sind und alternative Zugänge bieten. Bildungsanbieter setzen Apps ein, die visuelle, akustische und haptische Rückmeldungen kombinieren, sodass sie von Nutzern mit unterschiedlichen Einschränkungen verwendet werden können.

Fazit: Barrierefreiheit als Teil der unternehmerischen Zukunft

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine rechtliche Pflicht, sondern eine wertvolle Investition in die Zukunft. Unternehmen, die frühzeitig mit der Gestaltung barrierefreier digitaler Angebote beginnen, sichern sich nicht nur Wettbewerbsvorteile und eine stärkere Kundenbindung, sondern leisten einen Beitrag zu einer inklusiveren Gesellschaft. Die kontinuierliche Umsetzung der Barrierefreiheit, kombiniert mit regelmäßigen Anpassungen und Schulungen, schafft eine nachhaltige Basis für den Unternehmenserfolg und fördert die soziale Verantwortung. So wird Barrierefreiheit zum Kern einer modernen Unternehmensstrategie und trägt zu einer fairen, zugänglichen und digitalen Gesellschaft bei.

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