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Schwarmintelligenz: Einsatzmöglichkeiten für das Marketing

Ursprünglich aus der Biologie stammend, wird der Begriff „Schwarmintelligenz“ heute auch immer häufiger in der Arbeitswelt verwendet. Denn seit Langem wissen wir: Eine Gruppe aus Individuen trifft meist sinnvollere Entscheidungen als ein einzelner Mensch. Oder anders gesagt und bereits aufs Marketing gemünzt: Ein Schwarm produziert in der Regel brauchbarere Informationen als ein Individuum. Die Schwarmintelligenz lässt sich im Marketing gezielt einsetzen, um etwa Produkte und Dienstleistungen zu optimieren und dadurch Verkaufszahlen zu steigern.

Schwarmintelligenz
Die Schwarmintelligenz – Gerade im digitalen Bereich ist sie für das Marketing heute von enormer Bedeutung.

Schwarmintelligenz – Was ist das eigentlich genau?

In der Biologie wird Schwarmintelligenz als ein faszinierendes Phänomen beschrieben, das sich besonders bei Schwärmen von Vögeln oder Fischen sowie bestimmter Insektenarten beobachten lässt. Diese koordinieren ihr Verhalten oftmals auf eine Art und Weise, die dafür sorgt, dass die gesamte Gruppe am besten etwa Nahrung finden oder Fressfeinde vermeiden kann. Der Begriff wird aber in der Arbeitswelt und auch im Marketing heute genutzt, um ähnliche Verhaltensmuster bei Menschen zu definieren.

Schwarmintelligenz bezeichnet in diesem Rahmen somit nicht etwa das Phänomen, dass mehrere Menschen mehr wissen als ein einziger. Vielmehr meint der Begriff – häufig auch „kollektive Intelligenz“ genannt –, dass Gruppen von Individuen, die zusammenarbeiten oder gemeinsam an etwas teilhaben, quasi automatisch intelligente(re) und sinnvolle Entscheidungen treffen.
Die Digitalisierung hat nicht nur massiv dazu beigetragen, dass der Begriff und das Wesen der Schwarmintelligenz immer präsenter wurden und dass ihnen immer mehr Bedeutung beigemessen wird. Vielmehr begünstigen die globale Vernetzung übers Internet und moderne Technologien die menschliche Schwarmintelligenz auch noch. Denn etliche Webtools beispielsweise ermöglichen heute eine Entkopplung des Zusammenkommens allein an realen Orten und schaffen Möglichkeiten für ein „virtuelles Ausschwärmen“ von Informationen zu jedem Ort und jeder Zeit der Welt.

Online zeigt sich das Potenzial der Schwarmintelligenz daher auch am eindrücklichsten. Man denke heute etwa an globale Online-Enzyklopädien wie Wikipedia. Hier ist eine Plattform entstanden, die von Nutzern überall auf der Welt bearbeitet werden kann, um gemeinsam ein einem umfassenden und vor Jahrzehnten noch unvorstellbaren riesigen Lexikonprojekt zu arbeiten. Jenes wird nie abgeschlossen und somit stets so aktuell wie möglich sein.

Schaut man auf den Marketingbereich, fallen einem zunächst große Unternehmen, wie Google, Facebook oder Twitter ein. Die Schwarmintelligenz der Nutzer führt für sie teilweise zu einem immensen Wissens- und Wettbewerbsvorsprung und ist aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Im Prinzip kann daher auch jedes moderne Unternehmen von der Schwarmintelligenz profitieren.

Von welchem Schwarm lässt sich profitieren?

Möchten Unternehmen die Schwarmintelligenz im Marketing nutzen, sollten sie darauf achten, dass ein Schwarm bestimmte Eigenschaften mitbringt. Es gibt somit nicht den „einen Schwarm“ aller Menschen, die sich im Internet herumtreiben, sondern eher unzählige Schwärme, die etwa verschiedene Plattformen nutzen oder durch ihr Internetverhalten bestimmte „Themen abdecken“.

Grundsätzlich ist eine homogene Zusammensetzung einer Gruppe keine gute Voraussetzung für produktive Schwarmintelligenz. Denn diese Gruppen neigen zu Konformität, Konsens und Routine. Erst, wenn eine Gruppe inhomogen ist, kann davon ausgegangen werden, dass aus ganz unterschiedlichen Denkweisen der Individuen ein innovatives und interessantes Ganzes entsteht. Reine Männergruppen zum Beispiel sind viel zu homogen. Die Professorin Anita Williams Woolley von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh hat in Studien nachgewiesen, dass „Frauen in der Gruppe […] die kollektive Intelligenz“ steigern.

Auch bei Arbeiten in Teams in Unternehmen setzen moderne und aufgeklärte Projektmanager daher immer wieder auf inhomogene Zusammensetzungen. Alleine bei einem Brainstorming, so wird immer wieder geraten, lohnt es sich, Teams zusammenzustellen, die nicht täglich zusammenarbeiten.

Zusammengefasst sind also folgende Eigenschaften wichtig:

  • Die Inhomogenität der Gruppe
  • Die Unabhängigkeit der einzelnen Individuen im Schwarm
  • Die Meinungspluralität der Schwarmmitglieder
  • Eine dezentralisierte Struktur des Schwarms
  • Die Meinungsaggregation innerhalb des Schwarms (= richtige Aufnahme und Auswertung aller Meinungen)
Gruppe von Menschen
Je inhomogener der Schwarm oder die Gruppe, desto brauchbarer die aus ihnen entstehenden Ideen.

Welche Bedingungen müssen für produktiven Nutzen erfüllt sein?

Eine wie oben beschriebene Zusammensetzung eines Schwarms garantiert allerdings noch nicht, dass innerhalb des Schwarms auch genügend Informationen produziert werden, die etwa vom Marketing genutzt werden können. Hierfür müssen einige weitere Bedingungen erfüllt sein:

1. Der Fluss an Informationen
Nur ein stetiger Informationsfluss sorgt dafür, dass sich Schwarmintelligenz schnell entfalten kann. Jedes Individuum im Schwarm muss also zu jeder Zeit über alle notwendigen Informationen verfügen und bestenfalls kein unnützes Informationsmaterial zur Ablenkung konsumieren.

2. Der Innovationsdruck
Es müssen Möglichkeiten bestehen, innovative und neue Ideen von Schwarmmitgliedern zügig aufzugreifen und bei Bedarf umzusetzen. Passiert genau das, kann ein Schwarm einem Unternehmen immer wieder kostenlose virale Werbung bringen.

3. Die Abstimmung des Verhaltens
Trotz Meinungsvielfalt, muss eine Art Kanalisierung stattfinden, damit sich der Schwarm auf ein einheitliches Vorgehen einigen kann. Allerdings ist es ratsam, dass dies autoritätsfrei stattfindet, da Hierarchien den Schwarm und die Schwarmintelligenz eher behindern.

Beispiele wie Marketingabteilungen die Schwarmintelligenz heute nutzen

Schwarmintelligenz wird von etlichen Unternehmen heute bereits genutzt, um das Marketing voranzutreiben und zu optimieren. Amazon, aber auch unzählige andere Onlinehändler beispielsweise nutzen vor allem die sozialen Medien, um von der kollektiven Intelligenz zu profitieren. Social Media Abteilungen kümmern sich hier darum, dass das Unternehmen nicht den Anschluss zur Kundschaft verliert. Dafür wird fleißig und auf persönlicher Ebene mit der Kundschaft kommuniziert. Im Dialog mit einer inhomogenen Gruppe bilden sich kollektive Wünsche heraus und es zeigen sich Überschneidungen, auf die das Unternehmen direkt reagieren und diese Reaktion als Antwort umgehend auch kommunizieren kann.

Darüber hinaus hat es unter anderem auch Amazon zusätzlich geschafft, durch gezieltes Empfehlungsmarketing an Markenbotschafter zu kommen, die Teil der Kundschaft sind. Der Vorteil: Sie kosten das Unternehmen kein Geld und sind Teil des Schwarms, der sich stets verändert und im Kontakt mit den anderen Nutzern ist und bleibt.

Der Automobilkonzern BMW wiederum lud in seinem Co-Creation Lab Kreative und verschiedenste Interessengruppen ein, damit diese ihr Wissen und ihre innovativen Ideen zusammentragen und für das Unternehmen nutzbar machen. Nicht nur profitierte BMW dadurch in direkter Weise, weil die Ideen zur Verbesserung der Produkte dienen konnten. Auch nach außen hin kommuniziert war das Lab gute Werbung – man zeigte, dass man nah an den Verbrauchern bleiben wolle, externe Blicke und Meinungen schätzt und nicht in starren Denkmustern und Routinen verharren will.

Produkte der Schwarmintelligenz als Werbemittel nutzen

Nutzerzahlen

Die Schwarmintelligenz im Internet ist ganz automatisch Produzent diverser „digitaler Produkte“ sowie Daten, die sich im Marketing für Analysen oder gar gezielt als Werbemittel selbst nutzen lassen.

Nutzerzahlen – beispielsweise eines Onlineshops – geben so nicht nur Auskunft darüber, wie gut bestimmte Marketingmaßnahmen gewirkt haben und die Aufrufe und Einkäufe beeinflussen. Vielmehr können sie auch offen angegebene und kommuniziert werden, um die Nutzerzahlen weiter zu steigern. Denn je mehr Menschen sich für eine Sache interessieren, desto besser muss sie ja sein.

Nicht nur können Follower und Likes geteilt werden. Auch auf diversen Plattformen geteilte Inhalte des Unternehmens, auf die Nutzer (positiv) reagiert haben, sorgen für mehr Aufmerksamkeit.

Kundenbewertungen

Mindestens genauso wichtig wie Nutzerzahlen sind Kundenbewertungen als Produkte der Schwarmintelligenz für das Marketing. Gerade Onlineshops sollten unbedingt Bewertungsmöglichkeiten einbauen. Wer stets um Kundenzufriedenheit bemüht ist und auch auf Kritik reagiert, wird von einer Bewertungsfunktion nur profitieren. Denn viele Kunden sind sich unsicher, ob sie in einem Shop einkaufen sollen und möchten sich zunächst die Meinung anderer Kunden einholen.

Gerade positive Kundenbewertungen sind nicht nur kostenlose Werbung. Sie vermitteln darüber hinaus Vertrauenswürdigkeit. Denn ein Shop, dem die Kundenzufriedenheit nicht wichtig ist, würde wohl kaum eine Bewertungsfunktion einbinden.

Kundenbewertungen
Kundenbewertungen sind gerade für Onlineshops ein kostenloses und meist höchst effizientes Werbemittel.

Erfolgsgeschichten

Ein wunderbares Beispiel für die Schwarmintelligenz ist auch die Vielfalt an Erfolgsgeschichten, die, mit einem Produkt oder einer Dienstleistung zufriedene Kunden, oftmals zu teilen haben. Wenn der Service eines Unternehmens das Privat- oder Arbeitsleben eines Kunden in irgendeiner Weise verbessert hat, besteht bei diesem nicht selten das Bedürfnis, sich dafür zu bedanken.

Die Möglichkeit, eine kleine Erfolgsgeschichte mit anderen potenziellen Kunden zu teilen, kommt dem Unternehmen dabei oft am meisten zugute. Erfolgsgeschichten werden so nämlich zu noch viel wirkmächtigeren Werbemitteln, als es herkömmliche Kundenbewertungen sind.

Am authentischsten und stärksten sind Erfolgsgeschichten in Form kurzer Videobeiträge der Kunden, die etwa auf der Website des Unternehmens geteilt werden. Dabei wird am besten deutlich, dass es sich nicht um gekaufte Bewertungen handelt.

Schwarmintelligenz unter Kunden wie Mitarbeitern fördern

Wie bereits an vorheriger Stelle im Rahmen des Brainstormings erläutert, ist die Schwarmintelligenz nicht nur ein wichtiger Faktor auf Kundenseite, sondern auch auf Seite der eigenen Mitarbeiter im Unternehmen. Möchte man von Schwarmintelligenz im Marketing profitieren, sollte auch im direkten Unternehmensumfeld auf Meinungspluralität und eine Diversifizierung der Ideen geachtet werden.

Das bedeutet unter anderem, dass Marketingabteilungen und Marketingexperten immer wieder auch Meinungen völlig ferner Abteilungen einholen sollten. Denn innerhalb des Unternehmens besteht zwar oft Kontakt mit dem gleichen Produkt, aber es werden eben drumherum unterschiedlichste Arbeiten unternommen. Innovative Ideen kommen dabei aber bestimmt vielen Mitarbeitern, die vielleicht nicht in Werbemaßnahmen involviert sind. Große Kreativmeetings und Umfragen unter den diversen Mitarbeitern können sich daher enorm lohnen.

Zudem lässt sich der gedankliche Austausch im Unternehmen fördern, um Marketingabteilungen schnelleren und übersichtlicheren Zugriff auf diverse Schwarminformationen und -ideen zu ermöglichen. Firmeneigene Wikis sowie Kollaborationsplattformen sind hierfür bestens geeignet.