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B2B Influencer Marketing – So geht Influencer Marketing im B2B Bereich

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Influencer Marketing hat sich im B2C in den Bereichen Lifestyle, Beauty, Reisen und Essen besonders etabliert. Aber auch im B2B Bereich kann Influencer Marketing sinnvoll sein! Beim B2B Influencer Marketing geht es darum, den Einfluss hochkarätiger Branchenexperten zu nutzen, um mit den Zielgruppen in Kontakt zu treten und sie anzusprechen. Diese Art von Marketing hilft Marken, Beziehungen aufzubauen, Leads zu generieren und den Website-Traffic zu erhöhen. Außerdem ist es eine gute Möglichkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen im B2B-Sektor zu schaffen. In einer typischen B2B Influencer Marketing Kampagne identifizieren Unternehmen wichtige Influencer, die in ihrer Branche hohes Ansehen genießen, und wenden sich dann an sie, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu finden. Influencer können gebeten werden, relevante Inhalte zu teilen, an Live-Veranstaltungen oder Webinaren teilzunehmen oder Feedback zu Produkten oder Dienstleistungen zu geben. Durch die Nutzung dieser einflussreichen Stimmen können Unternehmen ihre Reichweite erhöhen und sinnvolle Verbindungen zu potenziellen Kunden herstellen.

Was ist B2B Influencer Marketing?

Influencer Marketing erlangt in Verbindung mit Social Media Kanälen wie Facebook, Instagram, Twitter oder LinkedIn zunehmend an Bedeutung. Dazu bildet der Austausch von Inhalten in Form von sog. „user-generated content“ die existenzielle Grundlage. Generell zeichnet sich Influencer Marketing dadurch aus, dass in der Regel Personen gegen Bezahlung in ihrem jeweiligen Netzwerk Unternehmen, deren Marken und Produkte promoten. Leistungsmerkmale solcher Influencer sind u.a.

  • eine anerkannte (Fach-)kompetenz,
  • ein hoher Bekanntheitsgrad,
  • eine überdurchschnittliche Reichweite auf relevanten Social-Media-Kanälen,
  • sowie eine regelmäßige, hohe und interaktive Präsenz

in den sozialen Medien. Im Bereich B2C hat sich Influencer Marketing bereits als interaktives Kommunikationsinstrument etabliert. Vermehrt wird nun auch B2B Influencer Marketing genutzt, um mit relevanten Zielgruppen in Austausch zu kommen. B2B Influencer unterscheiden sich dabei deutlich von den typischen B2C Influencern, die überwiegend auf Kanälen wie YouTube, TikTok, Twitter oder Instagram zu sehen sind.

Beim B2B Influencer Marketing geht es darum, einflussreiche Personen auf dem Business-to-Business-Markt (B2B) zu nutzen, um ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen zu bewerben. Diese Art des Marketings beinhaltet in der Regel das Teilen von Inhalten, wie z. B. gesponserte Beiträge und Videorezensionen. Durch die Einbindung einflussreicher Personen im B2B-Kontext können Unternehmen mehr potenzielle Kunden erreichen und ihren Bekanntheitsgrad steigern. Darüber hinaus kann B2B Influencer Marketing dazu beitragen, sinnvolle Beziehungen zu Kunden und potenziellen Kunden aufzubauen, und gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse liefern, die Kaufentscheidungen beeinflussen können. Letztendlich ist B2B Influencer Marketing ein effektiver Weg, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und Leads zu generieren.

Weitere Infos zum Influencer Marketing finden Sie in unserem Erklärvideo:

B2B vs. B2C Influencer Marketing

B2B Influencer Marketing basiert wie B2C auf den oben genannten allgemeinen Leistungsmerkmalen. Auch die Zielsetzungen, wie zum Beispiel:

  • Steigerung von Aufmerksamkeit und Bekanntheit (Wahrnehmung)
  • höheres Engagement (Interaktion)
  • verbesserte Reputation (Image)
  • gewinnen und aktivieren von Neukunden (Wachstum)
  • optimierte Wandlungsraten (Umsatz)

sind im Wesentlichen gleichgelagert, funktionieren im B2B auf dem Weg zum Ziel jedoch etwas anders. Anerkannte Authentizität und Kompetenz, Glaubwürdigkeit sowie eine hohe Beliebtheit sind in beiden Fällen wichtige Voraussetzungen. Allerdings finden sich Unterschiede in Bezug auf Inhalte, gewählte Formate sowie auf die Art und Weise der Präsentation und Kommunikation. Auch die Auswahl der Social Media Kanäle (bspw. eher LinkedIn als Facebook) erfolgt unter anderen Prämissen. Während es sich im B2C Influencer Marketing mehrheitlich um konsumgeprägte Themen wie Lifestyle, Design, Fashion, Sport, Reisen oder Food dreht, stehen beim B2B Influencer Marketing Branchenexpertise und das verlässliche Lösungsangebot für fachspezifische Frage- und Aufgabenstellungen im Fokus.

Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen

Generell läuft die Buyer Journey im B2B weniger (aber auch) emotional ab und ist eher faktenbasiert und rational geprägt. Deshalb sind beim B2B Influencer Marketing Experten gefragt, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet ob ihres Fachwissens besonders anerkannt sind und zudem belastbare Ergebnisse im Sinne einer bestimmten Fragestellung vorweisen können. Die Statements solcher Brancheninsider gelten gemeinhin glaubwürdiger als rein werblich-vertrieblich formulierte Produktbeschreibungen. Weil es im B2B Geschäft überwiegend um langfristige und investive Transaktionen geht, kommen der Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und Vertrauensbildung nochmals eine besondere Bedeutung zu.

Qualität und Quantität

In Bezug auf die Reichweite steht beim B2B Influencer Marketing im Vergleich zum B2C die Qualität und weniger die Quantität im Vordergrund. Häufig geht es im Umfeld von B2B um dauerhaft angestrebte Kundenbeziehungen, erklärungsbedürftige Produkte und länger andauernde Verkaufszyklen. Dies setzt beim B2B Influencer Marketing auf der Angebotsseite ein kontinuierliches Maß an Präsenz und seriösem Engagement voraus. Die Recherchen potenzieller Käufer sind meist spezifisch auf bestimmte Lösungen ausgerichtet und nehmen mehr Zeit in Anspruch, bevor ein Kontakt zum Anbieter gesucht wird.

Wie findet man B2B Influencer?

Grundlage einer jeden erfolgsversprechenden Strategie sind die zugrundeliegenden Ziele. Das gilt selbstverständlich auch für das strategisch angelegte B2B Influencer Marketing. Die für die fokussierte Zielsetzung geeigneten Influencer zu finden gehört daher zu den wichtigsten Herausforderungen. Die allgemein beim Influencer Marketing als potenzieller Erfolgsfaktor geltende Reichweite stellt eine wichtige Metrik dar. Jedoch sollten darüber hinaus weitere Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Neben der Reichweite in den sozialen Medien zählen dazu:

  • Relevanz von Themen, Unternehmen, Marken, Produkten oder Dienstleistungen
  • Resonanz und das Engagement von Followern
  • relevante Referenzen anderer Influencer

Das Aufspüren geeigneter B2B Influencer gelingt einerseits über die unternehmenseigene Analyse und Auswertung relevanter Communities auf unterschiedlichen Kanälen in den sozialen Medien. Andererseits gibt es auch für diese Aufgabe Agenturen und Dienstleister, die rund um das Thema B2C Influencer Marketing beraten und unterstützen.

Social Media Manager (DIM)

Social Media Manager (DIM)

Relevanz, Resonanz und Referenzen

Die quantitative Reichweite ist hinsichtlich der potenziell erreichbaren Ziel- und Interessensgruppe grundsätzlich bedeutend. Qualitative Reichweite bezieht zusätzlich den Aspekt der Relevanz mit ein. Hier ist bspw. wichtig, welche Themen Influencer besetzen und welche Keywords sie in ihren Botschaften verwenden. Diese sollten zu Ihrer Branche, zu Ihrem Unternehmen, der Philosophie, den Werten, Marken, Produkten und Dienstleistungen passen. Entscheidend sind zudem Inhaltstiefe, Intensität und die Art und Weise, wie sich Influencer mit Ihren Themen beschäftigen. Die Resonanz (ausgelöstes Engagement und geführte Interaktionen) im relevanten Umfeld ist daher eine weitere Kenngröße im B2B Influencer Marketing, auf die Sie achten sollten. Denn lediglich geteilte Artikel ohne weitergehende Interaktion sind eher wertlos.

Geeignete B2B Influencer machen ihren Einfluss geltend, leuchten Hintergründe aus und diskutieren sie in der Community. Der Austausch von Meinungen mit anderen sowie ein aktiver Beitrag zu einer zielgerichteten Meinungsbildung runden das gesuchte Profil ab. Idealerweise referenzieren andere Influencer auf den von Ihnen genutzten Influencer und lösen einen verstärkten viralen Effekt aus, indem sie wiederum Ihre Inhalte teilen, kommentieren oder auf Twitter retweeten.

B2B Influencer sind keine Vertriebler

B2B Influencer sind in der Regel unabhängige (externe) Brancheninsider, prominente Referenzkunden, renommierte (Fach-) Journalisten oder Blogger. Sie genießen in ihrer jeweiligen Community Autorität, Authentizität und verfügen über eine relevante anerkannte Expertise. Ihr Wort wird gehört und hat unter den Followern Gewicht. Typische klischeehafte Vertriebler-Eigenschaften sind ihnen dagegen fremd. Es geht beim B2B Influencer Marketing nicht um geschickte Verhandlung, schnelle Abschlüsse oder einen optimierten Sales Funnel. B2B Influencer Marketing bedeutet eine möglichst ehrliche Beziehungsarbeit geprägt von aufrichtiger Kommunikation.

Corporate Influencer

Im B2B Influencer Marketing lassen sich Influencer in verschiedene Kategorien einteilen. Die Unterscheidung hängt davon ab, welche Position sie bekleiden und welche Art von Einfluss sie in der Community haben. Neben Botschaftern, speziellen Medien-Influencern, Kunden und Geschäftspartnern gibt es als besondere Form auch die der Corporate Influencer. Es handelt sich dabei um im Unternehmen angestellte Mitarbeitende, die über ihre reguläre Arbeit hinaus in relevanten sozialen Netzwerken aktiv sind und sich zielgerichtet in bestimmten Communities bewegen. Je nach Zielrichtung stammen die Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens, beispielsweise aus dem Umfeld von Marketing-, Human Resources, Service oder Finanzen. Corporate Influencer sind anders ausgedrückt interne Markenbotschafter*innen, die das Unternehmen, für das sie arbeiten, in der Öffentlichkeit (sozialen Netzwerken) repräsentieren und relevante Botschaften nach außen kommunizieren.

B2B Influencer Marketing

Vor- und Nachteile von Corporate Influencern

Natürlich sollten die eigenen Mitarbeitenden im Unternehmen und insbesondere auch die Verkaufsmannschaft am besten Auskünfte zu Inhalten, Funktionalitäten, Qualität und Anwendungsbereiche des unternehmerischen Leistungsangebots geben können. Zu den Vorteilen von Corporate Influencern zählen daher:

  • Lieferung interessanter Insights aus der Branche und dem Unternehmen
  • Unterstützung zur Steigerung von Sichtbarkeit und Engagement in den sozialen Medien
  • Steigerung der Motivation anderer Mitarbeitender (Unternehmenskultur)
  • Potenzielle Verbesserung in Bezug auf Markenbildung, Image und Kundenbindung

Corporate Influencer dienen zudem als zusätzliche digitale und virale Schnittstelle zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit. Inwieweit sie eine hohe Glaubwürdigkeit genießen, hängt jedoch von den kommunizierten Inhalten, der Art der Ansprache sowie den gewählten Formaten ab. Denn Kaufinteressenten suchen meistenteils nach unabhängigen Bewertungen, um ihre Kaufabsicht und die dahinterstehende Lösung objektiver bewerten zu können. Daher schenken die meisten potenziellen Käufer den Meinungen anerkannter, seriöser und externer Influencer mehr Glauben, als den Angaben von Unternehmensvertretern oder gar klassischen Vertriebsteams.

Tipps für B2B Influencer Marketing

Wenn Sie im Rahmen von B2B Influencer Marketing Corporate Influencer nutzen möchten, können Sie Mitarbeitende im Unternehmen gezielt ansprechen, um als Influencer aktiv zu werden. Notwendig sind dafür spezielle Programme, die Mitarbeitende auf die Rolle als B2B Influencer vorbereiten und sie für ihre künftige Tätigkeit schulen. Dazu gehören u.a.:

  • ein versierter Umgang mit der Technik
  • textliche und gestalterische Fähigkeiten
  • Schulungen des Kommunikationsstils und der Umgangsformen (Netiquette) in den sozialen Netzwerken.

Kunden und Geschäftspartner, die sich positiv über die eigenen Erfahrungen mit dem Unternehmen oder dessen Produkten äußern, eignen auch für B2B Influencer Marketing. Solche Berichte aus erster Hand wirken glaubwürdig und sind zudem ggf. zugänglich für kritische Nachfragen.

Für Ihr B2B Influencer Marketing können Sie auch Multiplikatoren nutzen, die eigene, unabhängige Medienkanäle betreiben oder für diese arbeiten. Communities solcher Medien Influencer sind in der Regel etwas kleiner, dafür aber häufig exakter definiert. Somit können bestimmte Kreise gezielter angesprochen werden. Im Vergleich zu den mehr aus dem B2C bekannten Mega Influencern, entwickelt sich zu Bloggern, Journalisten, Podcastern sowie Influencern aus dem Nano- oder Mikrobereich häufig eine etwas persönlichere Bindung.

Ein interessantes Storytelling und zielgerichtetes Content Marketing bilden grundsätzlich die Erfolgsbasis für jedwede Art von Influencer Marketing. Humor und ein gewisses Entertainment müssen dabei nicht gänzlich ausgeblendet werden, solange eine entsprechende Sachlichkeit im Fokus bleibt. Dazu zählen in erster Line beim B2B Influencer Marketing Mehrwert in Form von relevanten branchenspezifischen Lösungen und Fakten.

Unsere Marketing Seminare

Beispiele für gelungenes B2B Influencer Marketing

Erfolg ist maßgeblich abhängig von Zielen und den damit verbundenen (realistischen) Erwartungen. Die Hoffnung, mit B2B Influencer Marketing kurzfristig den Umsatz verdoppeln zu können, wird vermutlich schnell enttäuscht. Stattdessen bieten sich jedoch gute Möglichkeiten, mit interessanten Beiträgen, Aufmerksamkeit zu gewinnen und Interaktion herzustellen. Entsprechende KPIs sollten diesen Erfolg messen können.

  • Der weltweit agierende Technologiekonzern Voith aus Heidenheim beispielsweise vertreibt u.a. technische Ausrüstungen für Wasserkraftwerke. Um für das Thema Wasserkraft mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen, unternahmen Mitarbeitende zusammen mit Energiefachleuten Reisen zu außergewöhnlichen Wasserkraftwerken in Europa. Diese Reisen sowie die unterschiedlichen Produkte und Dienstleistungen von Voith wurden mit kurzen Videos dokumentiert. Das Ergebnis: mehr als 13.000 Interaktionen auf vier verschiedenen sozialen Kanälen.
  •  SAP startete (in den USA) eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Model Karlie Kloss und ihrer Programmierorganisation „Kode With Klossy“. Ziel war dabei, junge Frauen zu ermutigen, ihrer Leidenschaft in Fächern wie u.a. Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen nachzugehen. Auch wenn die Aufrufe auf YouTube selten vierstellig waren, erreichte die Kampagne über regelmäßig generierten Content und die Popularität von Karlie Kloss auch über andere Kanäle und Plattformen eine hohe Reichweite. SAP lud dazu das Model zusammen mit zahlreichen Prominenten unter dem Hashtag #SAP4KIDS zum virtuellen „Take Your Child To Work Day“ ein. Ergebnis waren über 100.000 Klicks und eine aufmerksamkeitsstarke Nachwuchswerbung.

Fazit zum B2B Influencer Marketing

B2B Influencer Marketing bietet Unternehmen vielfältige Chancen über soziale Medien auf sich aufmerksam zu machen. Dabei geht es im B2B anders als im B2C weniger um einen schnellen direkten Abverkauf, sondern mehr um das Schaffen von Aufmerksamkeit, den Aufbau von Beziehungen und um potenzielle Interaktionen mit möglichen Interessenten*innen und Käufer*innen. Genutzt wird dazu das Potenzial von viralem Content, der in unterschiedlichen Formaten erstellt werden kann. Angefangen von einfachen Posts und Interviews, über Blogs, Videos oder Podcasts bis hin zu Webinaren, Events und Cases Studies mit interaktiven Inhalten. Passende Kooperationen unterstützen im B2B Influencer Marketing, zielgerichtet und relevant mit der Zielgruppe zu kommunizieren. In punkto Reichweite zählt dabei in erster Line die Qualität. Hinsichtlich der Erwartungshaltung sollte beachtet werden, dass B2B Influencer Marketing positive Auswirkungen auf Kaufentscheidungen haben kann, darauf jedoch auch nur einen gewissen Einfluss nimmt. Vor dem Hintergrund der zunehmend starken Bedeutung digitaler Kommunikation empfiehlt es auf jeden Fall zu prüfen, B2B Influencer Marketing einen Platz im Kommunikationsmix einzuräumen.

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Lassen Sie sich von unserem Experten beraten!Bastian Foerster

Herr Bastian Foerster

Tel.: +49 (0)800 - 99 555 15

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Influencer Marketing 2020 – Das Interview mit Mohamad Chouchi

Wie entwickelt sich Influencer Marketing im Jahr 2020 und welches Potential haben verschiedene Social Media Kanäle in Kombination mit Influencer Marketing?

Diese und viele weitere Fragen beantwortet Marketing-Unternehmer Prof. Dr. Michael Bernecker im Interview mit Mohamad Chouchi im Influently Podcast.

Was bedeutet aus deiner Perspektive der Begriff Marketing?

Der Begriff Marketing ist 70, 80 Jahre alt, aber irgendwie noch modern.

Das Marketing ist in den letzten Jahren ein bisschen in Verruf geraten. Zum Teil ist bei vielen Menschen ein falsches Verständnis da. Es gibt natürlich wissenschaftliche Definitionen bis zum Abwinken, aber man kann eine Sache ganz gut formulieren. Das ist dieses Verständnis von marktorientierter Unternehmensführung. Wenn man das ein bisschen aufbricht, geht es darum, mein Verhältnis zu meinen Zielgruppen, zu meinem Kontext strategisch und zielgerichtet zu bearbeiten. Das kann anfangen, dass ich sage, ich möchte mein Start-Up positionieren. Ich möchte Kunden gewinnen, diese nicht nur gewinnen, sondern auch pflegen und halten. Da ist die Perspektive in Richtung Kunden. Und natürlich gibt es auch eine innen gerichtete Variante Richtung Mitarbeiter, z.B. das ganze Thema Employer Branding. Also brechen wir es weiter auf, dann sind wir nicht mehr beim Kunden, sondern bei der gesamten Umwelt. Es geht darum, Beziehungen zu pflegen.

Weshalb ist der Begriff Marketing in Verruf geraten? Liegt es am Influencer Marketing oder kam das schon vorher?

Es gibt mehr B2B Unternehmen, die ihre Leistungen an andere Unternehmen verkaufen, als B2C, also diejenigen, die Endprodukte verkaufen. Viele Marketing Leute haben es verpasst, diesen strategischen Ansatz zu besetzen. Marketing wird oft reduziert auf: Der macht die Flyer oder die kümmert sich um die Werbegeschenke. Marketing wurde auf Werbung und Kommunikation reduziert. Auch Influencer Marketing ist unter strategischer Perspektive eigentlich kein Marketing Ansatz, sondern eher ein Kommunikationsthema.

Aus der Unternehmerperspektive sage ich, ich arbeite mit Influencern zusammen oder ich brauche Influencer, um meine Kommunikation besser zu steuern. Das ist nur ein Teilbereich des Marketings. Meiner Ansicht nach haben wir nicht sauber positioniert, wie man mit dem Thema umgeht. Schlecht als Berufsstand kommuniziert, oft im Kontext nicht richtig wahrgenommen und oft fehlinterpretiert.

Ist es tatsächlich möglich, durch eine Kooperation mit Influencer die Umsätze sofort zu erhöhen?

Die einzige Antwort, die man dazu liefern kann, ist eine Frage:

Was willst Du überhaupt erreichen?

Nur wenn ich weiß, was ich erreichen möchte, kann ich sagen, das damit erreicht werden kann oder nicht.

Es gibt drei Ebenen, Marketingkommunikation zu strukturieren.

  1. Die Reichweite, die klassische Währung, die nicht nur bei Influencern, sondern überall im Marketing stattfindet.
  2. Die Interaktionsebene. Wird das Produkt auch tatsächlich wahrgenommen? Ich muss eine echte Interaktion haben. Die Community des Influencers stellt eine Frage oder schreibt einen Kommentar: Tolles Produkt, wo kriege ich das?
  3. Die Transaktion und was wird gekauft.

Reichweite, Interaktion und Transaktion. Mit einem guten Setting, mit einer guten Struktur und in bestimmten Konstellationen kann man mit Influencer Marketing sehr viel erreichen.

Was hälst du von dieser jungen Branche Influencer Marketing?

Als es Influencer noch nicht gab, haben wir im Marketing oft mit sogenannten Testimonials gearbeitet. Das bekannteste Konstrukt ist, man nimmt sich einen Promi, wie früher Thomas Gottschalk bei Wetten dass..?. Halb Deutschland saß vor dem Fernseher und auf dem Tisch, wo die ganzen Promis saßen, war immer so ein Schälchen Gummibären. Das war natürlich für Haribo perfekt. Man hat jemanden gebucht, ein bekanntes Gesicht, und der hat das Produkt charmant präsentiert. Das lief unter dem Begriff Produktplatzierung oder Produktpositionierung.

Mit dem Aufkommen der Social Media Kanäle haben die Unternehmen jetzt ein ganz anderes Setting.

Wie kriege ich jetzt Reichweite in den Social Media Kanal? Ein Weg ist, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die schon eine Reichweite haben. Das ist das Smarte beim Influencer Marketing. Ich habe einen Repräsentanten für mein Produkt, der einen Zugang zu einer bestimmten Zielgruppe hat und er hat auch sofort die Reichweite dabei. Und das ist es, was eigentlich so interessant am Influencer Marketing ist. Was habe ich jetzt für einen Influencer? Ist der bei Instagram aktiv? Ist der bei YouTube aktiv? Oder bei TikTok? Wie groß ist seine Reichweite dort? Das ist der erste Punkt.

Und es kommt immer die zweite qualitative Frage dazu: Wofür steht der Influencer eigentlich? Es geht um die Glaubwürdigkeit. Kann ich meine Marke in den Kontext reinbekommen? Deswegen ist Influencer Marketing ein sehr interessanter Ansatz.

Wieso tun sich manche Unternehmen eigentlich so schwer damit, Influencer Marketing als Bestandteil des Marketing anzuerkennen?

Die Entscheider in den Kontexten sind nicht unbedingt Social Media affin. Es geht einfach darum, welche Akzeptanz ich da habe. D.h., ich muss der Sache auch vertrauen und eine gewisse Affinität dafür haben. Außerdem muss ich ein Gefühl dafür haben, wer meine adressierte Zielgruppe ist und in welchem Kontext sich jetzt eigentlich der Influencer befindet.

Ein weiterer Aspekt ist die Messbarkeit. Da sind Influencer oft viel weiter als die klassischen Medien, weil sie über ihre Kanäle einen super guten Zugriff zu Daten haben. Also, wer sind die Follower? Welche Interaktionsraten haben wir? Die Frage ist aber, wie bekommt man das jetzt mit dem Unternehmen oder dem Produkt verankert? Da tun sich viele schwer.

Solange die anderen Kanäle immer noch gut funktionieren, ist bei vielen Unternehmen eben der Kontext so, dass sie da nichts Neues ausprobieren.

Siehst du Potenzial bei B2B Influencern??

Es gibt B2B Influencer schon viel, viel länger. Das sind häufig Redakteure zum Beispiel. Ein Chefredakteur einer Fachzeitschrift, der eine gewisse Positionierung hat, eine Aufmerksamkeit, dem folgen auch andere interessierte Menschen, auch bei LinkedIn. D.h., ich habe Journalisten, Berater, Wissenschaftler, aber ich habe da ein anderes Klientel, die als Influencer in Frage kommen.

Diese Kontexte haben häufig gar nicht diese großen Zahlen. Wir beim DIM beispielsweise haben eine der größten, reichweitenstärksten Marketingwebseiten in Deutschland. Wir haben im Monat so 100.000 Besucher. Das ist für klassischen Konsum nichts. Aber für ein sehr spezielles Thema, in einem sehr speziellen Kontext echt viel. Im B2B Kontext sprechen wir über viel kleinere Zahlen, als im Konsumgüterbereich. 

Stichwort Micro-Influencer. Ist es manchmal sinnvoller, mit vielen kleineren Influencern zu arbeiten, als mit den großen, den Macro-Influencern oder Star-Influencern?

Wenn ich über Reichweite, Interaktion und Transaktion spreche, sind wir im Marketing sehr stark Reichweiten getrieben. Beispielsweise eine Community mit einem Potential von 100.000 potentieller Kunden und ich arbeite mit vier, fünf Micro-Influencern zusammen, die in der Summe vielleicht auf 2.000 Reichweite kommen. Da muss man schon überlegen, welcher Aufwand für die paar Kontakte betrieben wird. Man muss wissen, dass wir in der Media-Planung über 1.000er Kontaktpreise sprechen. Was kostet es mich, 1.000 Kontakte zu erreichen? Da ist ein Micro-Influencer ein mühseliges Geschäft.

Der andere Aspekt aber, wenn ich es schaffe, immer wieder von vier, fünf Micro-Influencern, die in der Branche eine hohe Reputation haben, auch noch so einfach präsentiert und erwähnt zu werden, dann ist es natürlich für die Reputation der Brand super erfolgreich. 

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Stimmt die Aussage, dass im Online-Marketing über 60 Kontakte mit einem Kunden notwendig sind, bevor er einen Kauf tätigt? Spricht das eher für eine langfristige Kooperation mit Influencern?

Entlang der Customer Journey, also dieser Kundenreise hin zur Entscheidung, muss man mal reflektieren, wie viele Schritte es gibt und wie diese Reise begleitet werden kann. Influencer Marketing ist ein Baustein, z.B. um zu einer bestimmten Zielgruppe, die ich sonst nicht erreiche, einen Zugang zu haben. Bei Kooperationen ist immer die Frage, ob der Influencer sich langfristig auf eine Kooperation einlässt. Unter Umständen kann es für ihn ja auch schädlich sein, zu eng an einer Brand zu hängen. Ich versuche, mit dem Community Gedanken ranzugehen. Meine Zielgruppe ist die Community, die ich kontinuierlich bespiele. Möchte ein Follower irgendwann auf dieser Kundenreise etwas kaufen, hat er im Hinterkopf: Das habe ich bei dem Influencer schon mehrfach gehört. Das schaue ich mir bei dem genauer an. Und das ist aus meiner Sicht die Aufgabenstellung beim Influencer Marketing.

Wohin wird sich die Influencer Marketing Strategie weiterentwickeln? Wird sie ein Bestandteil der Marketing Strategie von Unternehmen?

Es ist eher eine Plattform Thematik. Was passiert mit den Plattformen? Das merkt jeder Influencer, der sich bei Facebook eine treue Community aufgebaut hat und im Zweifelsfalle jetzt vor der Herausforderung steht, dass ihm Facebook seine Reichweite beschneidet. Vorher hat er einfach einen Post rausgejagt und sofort z.B. 1 Millionen Menschen erreicht und hintendran noch extrem viele Interaktionen ausgelöst. Wenn diese Plattformen diese Art der Nutzung weiter einschränken, dann wird das nochmal spannend werden. Dann zeigt sich, wer tatsächlich eine echte Community hat, die Plattform unabhängig ist. Ich bin gespannt, wie sich das ganze Geschäftsmodell Influencer dabei entwickelt.

Sollte man daher seine Community eher über einen Blog auf der eigenen Website erreichen?

Wir beraten unsere Kunden eigentlich immer in diese Richtung: Behalte Deine Assets bei Dir! Behalte die Kontrolle über Deine Assets, Deine ganzen Inhalte und schaue, wie Du die Reichweite dazu kriegst. Wenn Facebook ein Kanal ist, der gut funktioniert, gerne, aber hole die Community für den Interaktionspunkt wieder aus der Social Media Welt heraus. Mache Dich unabhängig von den verschiedenen Plattformen. Eine eigene Website erfordert viel Arbeit, ein Account bei Instagram oder Facebook ist da viel einfacher. Das kann ich verstehen, wäre mir strategisch aber zu wenig.

Sollte E-Mail Marketing stärker in den Vordergrund rücken? Oder gibt es da noch andere Methoden?

In allen Studien im Unternehmens Kontext, wo es um Wachstum geht, um profitable Kundenbindung, ist E-Mail Marketing mindestens auf den ersten drei Plätzen, in der Regel sogar auf Platz 1. Gerade im B2B Kontext ist eine E-Mail noch sehr relevant. Wir haben z.B. gerade eine Veranstaltung mit 22 Speakern und 480 Teilnehmern aufgesetzt. Das wesentliche Akquise Tool war die E-Mail. Wir haben zwar in den Social Media Kanälen Ads geschaltet, haben super gestreut, auch mit Influencern und deren Reichweiten gearbeitet. Aber der Match Bringer war E-Mail.

Es kommt auch darauf an, wie ich kommuniziere. Wir haben letztes Jahr ein Erklärvideo zum Thema TikTok gemacht. Das war nicht jung und flippig, wie TikTok selber ist, sondern auf diese klassische Art und Weise des Erklärens. Seit vier, fünf Monaten, seitdem TikTok im Fokus steht, wird das Video extrem häufig bei uns aufgerufen.

Jetzt haben wir aber einen anderen Ansatz und auch eine andere Zielgruppe. Ich sehe sehr genau, wer dieses Video aufruft und das ist nicht der 16, 17 oder 18 Jährige, der andere Kommunikation gewohnt ist. Wir erreichen eher den 30, 40 oder 50 Jährigen, der sich aus der Marketing Perspektive mit dem Thema auseinandersetzen möchte. Achte darauf, was Deine Zielgruppe von Dir erwartet und was zu Dir passt. Das ist die Kernfragestellung im Influencer Marketing. Dann bin ich bei den jungen Zielgruppen eher ein bisschen interaktiver, flippiger und kommunikativ anders unterwegs, als bei der Zielgruppe 60 plus.

Sollte sich jedes Unternehmen mit Inlfuencer Marketing befassen?

Ich glaube, man muss sich mit dem Thema Social Media und Multiplikatoren in den Plattformen auseinandersetzen. Ein ganz wichtiger Aspekt in der heutigen Kommunikationswelt ist, es kommt nicht mehr nur darauf an, was ich selber und meine Mitarbeiter über mein Unternehmen denken, sondern Menschen erwarten eine gewisse Transparenz. Wenn ein Unternehmen in den Social Media Kanälen nicht sichtbar ist, kann es dort auch nicht wahrgenommen werden.

Ein weiterer Aspekt ist die qualitative Frage: Bin ich als Unternehmen überhaupt Social Media tauglich? Das ist nicht selbstverständlich. Gerade im B2B Kontext ist man sehr faktenorientiert, sehr auf Logik, auf Datenblätter, auf einen rationalen Entscheider ausgerichtet. So funktionieren die ganzen Social Media Plattformen aber nicht, sie funktionieren emotional. D.h., ist meine Kommunikation, die ich jetzt betreibe, überhaupt Social Media tauglich?

Geht man die Fragen durch: Kennt man mich in den sozialen Medien? Kann man mich da überhaupt irgendwie wahrnehmen? Habe ich Kommunikationspunkte, die dort funktionieren würden? Ist die Antwort jedes Mal nein, sollte man erst mal die Basics lernen und für sich adaptieren, bevor man in die Kanäle reingeht. Hat man dann diese Plattform, muss man sich überlegen, ob Social Media mit dem Kontext Influencer Marketing tatsächlich Sinn macht.

Welche Plattform hälst du für Influencer Marketing relevant? Facebook, Instagram, TikTok, YouTube, LinkedIn der eventuell Xing?

Zunächst kläre ich die Frage: Was willst Du überhaupt erreichen?

Im zweiten Schritt geht es darum: Wo finde ich meine Zielgruppe?

Für YouTube haben wir auch ein paar Videos gemacht. Wir haben festgestellt, auch im B2B Kontext kriegt man über diesen Kanal Zugang zur Zielgruppe. Den Content kann man auch über mehrere Plattformen streuen. Priorität A hat die Website. Priorität B YouTube. Und dann wird das Video noch bei LinkedIn und Facebook geteilt. D.h., ich komme vom Content und schaue, in welche Formate passt der Content rein.

Wie wird sich die Branche Influencer Marketing deiner Meinung nach entwickeln?

Das wird sich noch weiter professionalisieren. Influencer müssen lernen, dass da Agenturen sind. Das ist eine Symbiose. Der Influencer ist derjenige, der den Content macht, er hat seinen Mikrokosmus um sich, um guten Content zu produzieren. Und da ist die Agenturwelt, die die Schnittstelle bildet und den Werbekanal für den Influencer managed. Auch Agenturen müssen mehr drangehen und ihr Bewusstsein schärfen in der offiziellen Wahrnehmung auch jenseits ihres Business.

Die Diskussion zum Umgang mit dem ganzen Thema Influencer und Kommerzialisierung wird in den nächsten zwei, drei Jahren stattfinden.

Die Frage wird sein, wie sich der Influencer positioniert und ob das langfristig belastbar ist. Wie kann er seine Expertise auch in andere Bereiche übertragen?

Es wird irgendwann auch ein Commitment geben, was das wert ist. Eine spannende Frage. Das wird in Zukunft professioneller, strukturierter beantwortet werden.

Was man im Influencer Marketing braucht, sind mehr gute Cases. Und man braucht auch mehr Transparenz, was denn die Werbeleistung und die Kommunikationsleistung wirklich ist.

Das Interview auf LinkedIn

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