Die Wahlwerbung der Parteien läuft auf Hochtouren. Nach dem TV-Duell vor ein paar Wochen sind es nun nur noch wenige Tage bis zur Bundestagswahl 2013. Neben den klassischen Kanälen, wird das Internet immer wichtiger im Kampf um den Einzug in den Bundestag. Insbesondere für viele jüngere Bundesbürger stellt das Internet mit Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen ein wichtiges Tool zur politischen Informationsbeschaffung dar. Klassische Wahlplakate oder Wahlkampfveranstaltungen finden kaum Anklang bei dieser Zielgruppe. Vielmehr schenken sie Facebook, Twitter & Co. ihre Aufmerksamkeit. Für die Kandidaten der Bundestagswahl ergibt sich hier ein großes Potential. Der direkte und ungefilterte Kontakt zu den Wählern ist garantiert und nicht zuletzt lassen sich auf den unterschiedlichen Kanälen viele potentielle Multiplikatoren finden. Kein Kandidat kann sich erlauben, den Kommunikationskanal Internet zu vernachlässigen, denn er gibt mehr als bei anderen Kanälen die Möglichkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität auszustrahlen und in direkten Dialog mit den Wählern zu treten.
Der DIM Online-Reichtweiten-Index (ORI) des Deutschen Institut für Marketing misst den Einsatz der einzelnen Onlinekommunikationskanäle, die jeweilige Reichweite und die dortige Aktivität der Spitzenkandidaten der Bundestagswahl 2013. Hierbei ist zu beachten, dass ausschließlich den Kanälen Beachtung geschenkt wurde, die im Namen der Spitzenkandidaten betrieben werden.
Die folgende Grafik können Sie sich auch als PDF downloaden.
Der politisch wahrscheinlich größte Rivale der Bundeskanzlerin, Peer Steinbrück (SPD), belegt im Vergleich den ersten Platz. Mit einem Gesamtergebnis von 40 Punkten schneidet er am besten von allen Spitzenkandidaten ab. Er bedient nahezu alle Kanäle, die ein Spitzenkandidat momentan während des Wahlkampfes bespielen sollte. Lediglich der Video-Plattform YouTube schenkt er keine Beachtung. Seine Online-Reichweite wird zu 42% von der eigenen Website beeinflusst, unterstützt durch Facebook (27%), Twitter (28%) und Google+ (3%).
Die aktuell amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bedient im Gegensatz zum Führenden nur zwei der fünf Kommunikationskanäle. Sie erreicht 39 Punkte, die mit 77% größtenteils aus der Reichweite der Website und zu 23% aus ihrem Facebook-Auftritt resultieren. Die hohen Platzierungen in den Suchmaschinenrankings heben die Kanzlerin somit auf die zweite Position.
Gregor Gysi (DIE LINKE) belegt den dritten Platz, indem er sich vorwiegend auf die sozialen Kanäle fokussiert. So trägt seine Website nur 25% zur Gesamtergebnis von 37 Punkten bei, während die sozialen Kanäle Facebook (41%), Twitter (3%) und Google+ (31%) zusammen 75% seiner Online-Reichweite ausmachen.
Ähnlich verhält es sich bei Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) aus. Auch sie setzt auf Social Media. Mit einem Google+-Auftritt (34%), der Facebook-Fanpage (18%) und Twitter (15%) nutzt sie das hohe Potential der sozialen Medien. Ihre Website trägt nur 34% zur Gesamtpunktzahl von 33 Punkten bei.
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) tut es seiner Kollegin Katrin Göring-Eckard gleich. Bei den beiden Spitzenkandidaten der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gibt es nur geringe Abweichungen beim jeweiligen Plattform-Ergebnis. Er nutzt vier von fünf der betrachtetenKommunikationskanälen im Netz. Auch seine Website trägt mit 34% von insgesamt 33 Punkten im Vergleich wenig zur Online-Reichweite bei. Im Gegensatz dazu trägt Social Media durch . seine Auftritte bei Facebook (13%), Twitter (19%) und Google+ (34%) 66% zu seinem Gesamtergebnis bei.
Die Kollegen von Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, erreichen nur wenige Punkte bei der Nutzung der sozialen Kanäle. Dadurch nimmt die Website einen relativ großen Anteil an dem jeweiligen Gesamtergebnis ein. Während Sahra Wagenknecht noch drei Plattformen nutzt, Website (82%), Facebook (12%) und Twitter (6%), ist Dietmar Bartsch nur auf zwei Kanälen präsent – Website (79%) und Facebook (21%). Bei einer Website mit geringer Reichweite ergeben sich so nur niedrige Indexwerte.
Die Alternative für Deutschland (AfD) schickt Bernd Lucke als ihren Spitzenkandidaten ins Rennen. Auf dem vorletzten Platz glänzt er mit 4 Punkten jedoch nicht was seine Online-Reichtweite angeht. Lediglich auf zwei von fünf Kanälen ist er vertreten. Seine 4 Punkte im Endergebnis erreicht er zu 67% mit Facebook und zu 33% durch Twitter.
Rainer Brüderle (FDP) bildet mit zwei Punkten das Schlusslicht. Das liegt zum einen daran, dass er bei den sozialen Kanälen nur Facebook bedient und Twitter, Google+ sowie YouTube unbeachtet lässt. Zum anderen besitzt er keine eigene Website, sondern lediglich eineUnterseite auf der Parteidomain. Solche Seiten fließen allerdings nicht in den Index mit ein. Die Gesamtpunktzahl von 3 Punkten wird daher zu 100% durch seine Facebook-Fanpage erreicht.
Fazit
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eindeutige Unterschiede zwischen den Spitzenkandidaten sichtbar geworden sind. Während die einen fast die ganze Online-Klaviatur bespielen, setzen andere eher nur auf den direkten Kontakt zur potentiellen Wählerschaft auf den sozialen Plattformen. Wieder andere verlassen sich auf die Reichweite ihrer Website und sind weniger in den Social Media aktiv. Allerdings gibt es auch für die obersten Ränge noch Verbesserungspotential. Somit wurden bei allen Kandidaten Schwächen hinsichtlich ihrer Online-Reichweite und –Aktivität ausgemacht. Beispielsweise wird die Video-Plattform YouTube von keinem einzigen Kandidaten als Kanal für die Wahlwerbung genutzt. Die Spitzenkandidaten verschenken hier ein großes Potential, denn Videos auf YouTube sind von einer hohen Viralität gekennzeichnet – Videos lassen sich einfach über alle wichtigen Kanäle teilen.
Der Wahlkampf verlagert sich also zunehmend ins Netz. Gerade hier tauschen sich die Wähler aus und diskutieren. Als Spitzenkandidat sollte man alle wichtigen Kanäle für sich nutzen. Mal sehen, ob sich am Sonntag Parallelen zum Ranking ziehen lassen können.
Was meinen Sie? Wie wichtig ist ein guter Online-Auftritt für die Spitzenkandidaten dieser Bundestagswahl? Und wirkt sich ein guter Online-Auftritt auch positiv auf das Wahlergebnis aus?