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Pandemie-Auswirkungen
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Langfristige Pandemie-Auswirkungen auf Handel und Arbeitskultur: Studien liefern erste Voraussagen

Die Inzidenz einstellig, die kombinierte Durchimpfungsrate gegen 60 Prozent tendierend und eine Delta-Variante zirkulierend, die ersten Erkenntnissen nach zwar infektiöser ist, aber wohl weniger lebensbedrohlich als die vorherigen Varianten. Das wird auch durch eine britische Studie gestützt („Genomic characteristics and clinical effect of the emergent SARS-CoV-2 B.1.1.7 lineage in London, UK: a whole-genome sequencing and hospital-based cohort study“).

Angesichts solcher Fakten scheint es derzeit vielleicht auch Ihnen so, als wäre das Schlimmste überstanden – selbst wenn feststeht, dass Corona uns und die Welt mutmaßlich noch für längere Zeit beschäftigen wird. Nicht zuletzt aufgrund der Schwere und Länge dieser Pandemie handelt es sich dabei um eine historische Zäsur, die schon heute als Wasserscheide einer prä- und postpandemischen Epoche fungiert und als solche in einem Atemzug mit dem Ende des Kalten Krieges und der Weltwirtschaftskrise ab 1929 genannt wird.

In Anbetracht dessen haben sich bereits mehrere Studien, Umfragen und ähnliche Arbeiten mit den Auswirkungen befasst. Sie nehmen die derzeit übersichtlichere Lage zum Anlass, eine Art Nach- und darauf basierende Vorschau zu betreiben. Die für den Handel im Allgemeinen, den E-Commerce im Besonderen sowie die Arbeitswelt relevantesten Punkte haben wir für Sie zusammengefasst.

Pandemie-Auswirkungen
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1. Post-Corona im Handel

Wenn es in Sachen Handel einen großen Gewinner der Pandemie gibt, dann E-Commerce – wohingegen der stationäre Handel den Gegenpart spielt. Allerdings ist dies nicht die einzige Erkenntnis für diese Branche.

Das BIP wird wohl nicht mehr sinken

Wenn Sie einen Blick auf die Quartalszahlen des deutschen Bruttoinlandsprodukts der vergangenen Jahre werfen, werden Sie feststellen, dass die preisbereinigte Veränderung fast immer positiv war. Ebenso ist das Gegenteil zu Pandemiebeginn überdeutlich zu erkennen.

Bloß: Selbst, wenn die ganz großen Verluste vorbei zu sein scheinen, so bewegen wir uns aktuell immer noch in einem negativen Bereich. Dieser allerdings wird sich, unter anderem nach Einschätzung des Sachverständigenrates, zeitnah auflösen. Die Experten prognostizieren für 2021 ein BIP-Wachstum um 3,1 Prozent und für 2022 um 4,0 Prozent. Zwar könnte eine weitere Welle das Wachstum hemmen, jedoch würde der Einbruch mit steigenden Impfraten immer schwächer ausfallen. Nicht zuletzt ist ein Grund für den Anstieg unter anderem im folgenden Punkt zu finden:

Die angesparten Vermögen werden ausgegeben

Massiv verringerte Möglichkeiten, Geld auszugeben, weil Geschäfte, Restaurants und sehr viele andere Einrichtungen geschlossen waren: Vielleicht werden auch Sie in den vergangenen Monaten gemerkt haben, dass Sie am Monatsende deutlich mehr als gewohnt auf dem Konto hatten. Damit befänden Sie sich in bester Gesellschaft. Denn die Lock- und Shutdowns führten dazu, dass die Deutschen so viel sparten wie noch nie zuvor.

  • Normalerweise beträgt die hiesige Sparquote etwa zehn Prozent,
  • 2020 hingegen schoss sie auf 16,2 Prozent und
  • für das erste Quartal 2021 sogar auf 23,2 Prozent.

Wo also normalerweise von 100 Euro nur zehn gespart werden, waren es dann gut 23 Euro. Nur: Kaum jemand möchte dieses Geld noch länger bevorraten. Dazu ist Sparen schon durch die Zinspolitik der EZB viel zu unattraktiv. Einig sind sich die meisten Wirtschaftsexperten deshalb, dass dieser Überschuss in den kommenden Monaten abschmelzen wird – was natürlich ein Vorteil für jede Form von Unternehmen ist.

Kundengespräch
stock.adobe.com © dusanpetkovic1

Der Trend zur Bargeldreduktion bleibt bestehen

In den vergangenen Jahren war praktisch global ein enormer Trend zu bargeldlosen Zahlungsweisen zu betrachten. Lediglich Deutschland hinkte hinterher. Dann jedoch kam Corona und Bargeld wurde zum zumindest befürchteten Übertragungsweg. Zwar zeigen aktuellste Zahlen, dass die Deutschen nach wie vor eine Barzahlungsgesellschaft sind, jedoch hat das Virus laut der Deutschen Bundesbank den Trend zumindest deutlich abgeschwächt: 2020 wurden immerhin nur noch 60 Prozent der Käufe bar bezahlt, wo es sonst etwa 75 Prozent waren.

Allerdings konnten nicht nur Kartenzahlungen davon profitieren, auch das mobile Zahlen mit dem Smartphone gewann schnell an Bedeutung: Immer mehr Geschäfte und Dienstleister bieten diese Möglichkeiten an, gleichzeitig wollen immer mehr Kunden das kontaktlose und mobile Zahlen nutzen. Inzwischen ist nahezu überall, wo schon vorher mit Karte gezahlt werden konnte, das mobile Zahlen mit dem Smartphone möglich.

Hierin sehen viele Experten einen Trend, der gekommen ist, um zu bleiben: Corona sorgte dafür, dass viele Verbraucher sich praktisch mit solchen Alternativen beschäftigen mussten, dadurch Hemmnisse ab- und Vertrauen aufbauten. Eine generelle Rückkehr dürfte es nicht geben.

Getätigte Digitalisierungen bleiben bestehen

Gleiches gilt für viele andere digitale Positionen. Während der Hochphasen der Pandemie etablierten sich zahlreiche digitale Alternativen, die vom Ersatz des Kinobesuchs bis hin zu elektronisch bestellten Pick-Up-Menüs in Restaurants reichen.
Zwar zeigen die aktuellen Zahlen, dass viele Kunden durch die Öffnungen wieder stark klassische Angebote wahrnehmen, jedoch haben sich die Digitalisierungen vielfach auch etabliert und werden deshalb zu einem hohen Prozentsatz bestehen bleiben – hier wird prognostiziert, dass sich viele, wenn sie durch die Wahrnehmung klassischer Angebote wieder „gesättigt“ sind, in höherem Maß den oft bequemeren digitalen Methoden zuwenden könnten.

Kontaktloses Bezahlen
stock.adobe.com © Seventyfour

Die Globalisierung wird sich ändern

Das Jahr 2020 zeigte einer globalisierten Welt deutlich, worin die Schwächen dieses Systems liegen:

  • Über zahlreiche Länder mit unterschiedlichen Gesetzen gespannte Netze,
  • über viele Länder verteilte Produktion und
  • Just-in-Time-Fertigungsmodelle.

Vielfach genügte deshalb ein Land im Lockdown, das ein bestimmtes Teil nicht produzieren konnte, um Firmen auf der ganzen Welt stillstehen zu lassen. Nicht zuletzt die Hans Böckler Stiftung sieht darin einen Handlungsbedarf und Trend:

„Das zeigt, wie verletzlich moderne Volkswirtschaften durch die Internationalisierung von Lieferketten und die Auslagerung der Produktion systemrelevanter Güter geworden sind. In den kommenden Jahren dürfte eine Gegenbewegung einsetzen: ‚In der Nach-Corona-Zeit ist mit einer gewissen Deglobalisierung zu rechnen‘, schreibt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Viele Länder werden mit Vorschriften und Anreizen dafür sorgen, dass zentrale Produkte der Daseinsvorsorge stärker als bislang im heimischen Markt hergestellt werden. Unternehmen werden die Risiken von grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten stärker einbeziehen und damit ebenfalls eine – zumindest teilweise – Renationalisierung von Lieferbeziehungen einleiten, heißt es in der Analyse.“

Dabei sind sich jedoch nicht alle einig, dass dies der Arbeitsmarktsituation in westlichen Ländern zugutekommen wird, zumindest nicht gänzlich. Denn:

  • niedrige Zinsen,
  • hohe Lohnstückkosten in westlichen Staaten,
  • Investitionszurückhaltung der vergangenen Monate und
  • Weiterentwicklungen der Technik

könnten dazu führen, dass eine Rückverlagerung von Produktionsketten vor allem von Robotik getragen wird. Hier können jedoch erst die kommenden Monate und Jahre zeigen, wie stark sich dies tatsächlich auswirken wird.

Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass die Pandemie gezeigt hat, dass Just-in-Time-Fertigung gefährlich anfällig ist. Schon jetzt ist deshalb in vielen Betrieben eine verstärkte Lagerhaltung zu beobachten. Nicht zuletzt erwiesen dadurch, dass auch in vielen deutschen Regionen Lagerraum knapp ist und entsprechende Baufirmen volle Auftragsbücher vermelden. Dies liegt nicht allein an der Zunahme von Logistik!

Der Strukturwandel im Einzelhandel wird sich verhärten

Der stationäre Einzelhandel wurde durch die Pandemie massiv beeinträchtigt. Dabei scheinen allerdings die wirklichen Auswirkungen erst noch bevorzustehen. Denn die staatlichen Hilfen sowie die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht führten und führen zu einer verzerrten Lage, wodurch viele Geschäfte zwar noch (durch Hilfsgelder) bestehen, faktisch jedoch bankrott sind.

Das Handelsforschungsinstitut IFH geht angesichts davon aus, dass bis 2023 knapp 80.000 Einzelhandelsgeschäfte verschwinden werden. Zum Vergleich: Im letzten vorpandemischen Jahr gab es insgesamt knapp 339.000 deutsche Einzelhandelsgeschäfte.

Ladenschließung
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Es wird für den Online-Handel etwas abflauen – aber nicht gänzlich

14,4 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen diagnostiziert das IFH dem inländischen E-Commerce für 2020. Eine fraglos hohe Summe. Verstärkt wird diese Lage dadurch, dass sich viele Kunden in den vergangenen Monaten daran gewöhnt haben, auch bei zuvor für sie ungewöhnlichen Käufen auf E-Commerce zu setzen.

Hier prognostizieren Experten, dass es zwar eine Rückkehr zum Einzelhandel geben wird, jedoch keinesfalls in einem präpandemischen Maß. Das heißt, kurz- und mittelfristig werden zwar die Höhenflüge des E-Commerce etwas gedämpft, jedoch auf einem vergleichsweise hohen Niveau bestehen bleiben – und so ebenfalls einen Teil zu den Problemen des Offline-Handels beitragen.

Ein neues Selbstbewusstsein bei den Bediensteten

„Systemrelevant“: Die vergangenen Monate zeigten überdeutlich, dass sich in dieser Gruppe nicht nur medizinisches Fachpersonal und Menschen mit hoheitlichen Aufgaben finden, sondern auch zahllose andere Personen(gruppen) zwischen ÖPNV-Fahrern, Lieferfahrern und den Verkäufern des Einzelhandels. Menschen also, die trotz Lockdowns, trotz stark erhöhtem Infektionsrisiko „ausharrten“, ihre Pflicht taten und „den Laden am Laufen hielten“.

Schon jetzt zeigt sich, dass dies bei vielen Angehörigen dieser Gruppen zu einem gestärkten Selbstbewusstsein geführt hat. Man war auf seinem Posten, als es am schlimmsten aussah und sorgte so dafür, dass die Grundfunktionen des Landes beibehalten werden konnten. Diese verbesserte Selbstwahrnehmung dürfte für Personaler noch Folgen haben – weil solche Menschen auch künftig ihren Wert anders taxieren werden.

2. Post-Corona in der Arbeitswelt

Der letzte Punkt des vorherigen Kapitels deutete es bereits an: Jedes Unternehmen und jeder Angestellte hat in den vergangenen Monaten einen Wandlungsprozess durchlaufen. Grundsätzlich gilt hier ebenfalls, dass der präpandemische Status quo vielerorts unwiederbringlich vorbei ist.

Schmerzliche, aber unschätzbar wertvolle Lehren

Wie führt man ein Team oder ein ganzes Unternehmen aus der Distanz? Die Beantwortung dieser Frage war nur eine Schwierigkeit, die viele Firmen zu bewältigen hatten; besonders zu Beginn der Krise und im Herbst 2020, als die zweite, deutlich größere Welle begann.

  • Tatsache ist, dass wir alle weitgehend unvorbereitet für das waren, was das Virus uns aufzwang.
  • Tatsache ist jedoch ebenfalls, dass viele in den vergangenen Monaten eine enorm steile Lernkurve vorlegen konnten.

Obwohl Sie jetzt vielleicht an die Nutzung diverser Digitaltechniken denken, die in rascher Folge Einzug hielten, so erfasst dies die Lage doch nicht gänzlich. Was außerdem eine Rolle spielt:

  • Krisentauglichkeit jeder einzelnen Person, vor allem im Vergleich zum Alltag;
  • Gebrauchswert beziehungsweise Praxistauglichkeit von bestehenden Plänen und Notwendigkeit zu vorausschauendem Planen;
  • tatsächlicher Zusammenhalt von Teams;
  • Bedeutung von Kapitaldecken;
  • Flexibilität, Widerstands- und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Personal.

All dies wurde in den vergangenen Monaten auf teils sehr schmerzhafte Weise geprüft und gelehrt. Vergeblich war dies jedoch auch für die postpandemische Ära keineswegs. Denn selbst wenn die Corona-Pandemie (hoffentlich) ein singuläres Ereignis bleiben wird, so lassen sich die gemachten Erfahrungen auf zahlreiche andere Szenarien umlegen.

Gleich mehrere Umfragen stellten fest, dass viele Unternehmer verstanden haben, wie wichtig es ist, diese Lehren zu dauerhaften Verbesserungen umzusetzen. Bleibt es nicht nur bei Lippenbekenntnissen, dürfte die gesamte Wirtschaft künftig stärker und gesünder aufgestellt sein. Vielleicht weniger risikobereit, dafür aber auf einem sichereren Fundament.

Videomeetings
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Die Experimentierfreude in Sachen Arbeit wird steigen

Ein wichtiger Grund, warum Corona vielen Unternehmen Probleme bereitete, war die Tatsache, dass sie vorher eher träge und konservativ waren, was das Ausprobieren neuer Arbeitsmodelle anbelangt.

Zum Vergleich: Im letzten Vor-Corona-Jahr vermeldete der Digitalbranchenverband Bitkom, dass lediglich 41 Prozent aller Festangestellten von zuhause arbeiten dürften, jedoch die meisten davon keinen Gebrauch machten. In der Praxis hatte deshalb nur ein sehr geringer Teil aller Unternehmen und Mitarbeiter Erfahrungen mit Home-Office und noch viel wenigere mit dauerhafter Heimarbeit des gesamten Teams.

Hierzu schreibt das Zukunftsinstitut folgendes:

„Für die Zeit nach Corona wird sich als Erkenntnis durchsetzen, dass so manches im Bereich neuer Arbeitsmodelle immer wieder probiert und zugelassen werden sollte. Die Spontantransformation befeuerte aber nicht nur unsere Fähigkeit, vom heimischen Küchentisch aus zu arbeiten, sie machte auch sehr deutlich bewusst, was wir am Büro vermissen – und was nicht.“

Dies bedeutet nicht nur einen Erfolg für New-Work-Konzepte. Es ist außerdem für die Flexibilisierung von Arbeit ein großer Vorteil: So dürfte beispielsweise nicht zuletzt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf künftig deutlich verbessert werden – etwas, bei dem gerade Deutschland in der präpandemischen Zeit großen Nachholbedarf hatte.

Gänzliche Rückkehr zur Anwesenheit scheint unmöglich

In dieser Kerbe schlägt auch das generelle Verständnis von Arbeitsorten. Vor Corona waren viele Unternehmer felsenfest davon überzeugt, dass die allermeisten Arbeiten unter ihrer Ägide ausschließlich vor Ort erledigt werden konnten – und damit war nicht nur das Büro gemeint.

Natürlich war der urplötzliche Zwang zum Wandeln hier ebenfalls ein vielfach sehr schmerzhafter Prozess. Doch er zeigte überdeutlich, wie wenige Arbeitsleistungen wirklich nur vor Ort durchgeführt werden können – und dazu gehört praktisch keine Arbeit, die ausschließlich am Computer verrichtet wird.

Hierbei zeigt sich jedoch, dass es nach wie vor eine gewisse Diskrepanz gibt:

  • Viele Arbeitgeber wünschen sich, so schnell es geht, wieder zum Modell der Präsenzarbeit zurückzukehren – mit Home-Office nur als Option für einige Personen und manche Tage. So schreibt etwa die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: „Eine Homeoffice-Regulierung ist weder nötig noch sinnvoll. […] Damit die Wirtschaft wieder in Fahrt kommt, braucht sie die richtigen Rahmenbedingungen: Flexibilität und Freiräume für Innovationen statt weiterer Regulierungen.“ und erteilt somit Forderungen nach politischer Verankerung eines Heimarbeitsrechts eine Abfuhr.
  • Viele Arbeitnehmer hingegen wünschen sich für die Zukunft ein gänzlich anderes Vorgehen. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beispielsweise erfasst lediglich sieben Prozent von Arbeitnehmern, die gänzlich in die Präsenzarbeit zurückmöchten. Die überwältigende Majorität wünscht sich hingegen deutlich flexiblere Möglichkeiten – unter anderem, weil sie feststellten, zuhause effizienter arbeiten zu können.

Angesichts der Tatsache, dass
a) viele Unternehmen teils beträchtliche Investitionen tätigten, um angesichts einer unsicheren Corona-Zukunft ihre Möglichkeiten zur Heimarbeit zu professionalisieren und
b) Arbeitnehmer in den vergangenen Monaten ihre Bedeutung für Arbeitgeber verstärkt erkannt haben, erscheint es deshalb eher unwahrscheinlich, dass wir in absehbarer Zeit eine Rückkehr zum Status quo erleben werden.

Wie bei so vielem anderen fungierte auch hier das Virus als Beschleuniger und Verstärker eines Trends. Einige Umfragen gehen deshalb davon aus, dass ein Home-Office-Angebot künftig bei vielen Bewerben ganz oben auf der Kriterienliste stehen wird, wenn sie sich einen neuen Arbeitgeber suchen.

Bürofläche
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Geschäftsraummieten werden eine andere Bewertung erfahren

Es ist vielleicht eine der interessantesten Meldungen des Sommers 2021: Nach zahlreichen Jahren beständigen Wachstums erleben aktuell viele deutsche Städte und vor allem Metropolen einen deutlich messbaren Bevölkerungsrückgang. Zu dieser Erkenntnis kam das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) – der Spiegel berichtete darüber.

Die Zahlen dieser Studie decken sich mit anderen Arbeiten, die herausfanden, dass sich schon seit Monaten ein merklicher Trend zu Umzügen aufs Land herauskristallisiert, etwa einer Untersuchung des Pestel-Instituts.

Insgesamt arbeiten hier mehrere Faktoren zusammen:

  • Viele Firmen haben erkannt, dass das Home-Office ihre Arbeitsplatzkosten deutlich reduzieren kann.
  • Der Breitbandausbau in Deutschland hat zuletzt auch auf dem Land merklich an Fahrt aufgenommen.
  • Schon seit Jahren sind die Mieten und Grundstückskosten in urbanen Arealen sowie verkehrsgünstig mit solchen verbundenen Gebieten extrem teuer geworden, wohingegen die Preise auf dem flachen Land vielerorts sogar stagnierten.
  • Die Lock- und Shutdowns sorgten dafür, dass die Logistik ausgebaut wurde und das Anliefern von Waren sich massiv verstärkte.
  • Viele Arbeitnehmer haben sich nach so vielen Monaten an das Home-Office in allen Facetten und mit allen Annehmlichkeiten gewöhnt.

Daher ist das, was derzeit passiert, nur folgerichtig: Viele Menschen ziehen dorthin, wo sie zuvor vor allem durch den Zwang zur Präsenzarbeit nicht leben konnten, in ländliche Gebiete, die als einzige noch wirklich günstig sind.

Schon jetzt zeigt sich deshalb vielerorts, dass die Mieten für Geschäftsräume stagnieren, teils sogar sinken. Ganze Bürotürme werden nur noch von einem Bruchteil der vorgesehenen Personenzahl genutzt – und immer mehr Unternehmen fragen sich, warum sie sich angesichts dessen nicht generell räumlich verkleinern sollten. Für viele Experten sind es lediglich die meist langjährig ausgestalteten Mietverträge im gewerblichen Immobilienbereich, die derzeit den Markt vor einem noch deutlicheren Abrutschen bewahren.

Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass viele derjenigen, die jetzt aufs Land ziehen, dies in Form einer Immobilie im Eigenbesitz tun (wozu abermals die Zinssituation beiträgt), wird sich auch dieser Effekt in den kommenden Jahren kaum umkehren. Anders ausgedrückt: Je mehr Arbeitnehmer jetzt und in naher Zukunft dem urbanen Raum den Rücken kehren, desto weniger Anreize gibt es für Unternehmen, dort noch großvolumige Räumlichkeiten vorzuhalten und zu zahlen. Hier dürfte zudem der schon angesprochene Druck durch die vielen Arbeitnehmer, die nicht mehr zur (gänzlichen) Präsenzarbeit zurückkehren möchten, für weitere Antriebskraft sorgen.

Im Ergebnis dürfte sich die gewerbliche Immobilienlandschaft in den kommenden Jahren deutlich verändern – wobei es übrigens weitgehend gleich ist, ob die Pandemie bei erfolgreicher Durchimpfung verschwindet, oder sich durch das Auftauchen von Impfstoff-resistenten Mutationen noch verlängert.

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Zusammenfassung und Fazit

Sofern nicht eine neue Mutation sämtliche Impfbestrebungen unwirksam macht, lässt sich absehen, dass die schlimmsten Phasen der Pandemie vorbei sind. Sicher ist dabei nur, dass diese Zeit einen überdeutlichen Abdruck auf die Welt von Handel und Arbeit hinterlassen wird. Eine völlige Rückkehr zu den gewohnten Praktiken der präpandemischen Ära scheint dabei ausgeschlossen – ebenso ist es unwahrscheinlich, dass die sich wandelnden Umstände dauerhaft und vor allem vollumfänglich so bleiben werden, wie wir sie in den vergangenen Monaten kennenlernen – und im Fall des E-Commerce auch genießen durften.

Autor

DIM-Team