Das 1,5 Grad Ziel, Fridays for Future Demonstrationen und Naturkatastrophen – Die heutigen Generationen sind konstant mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Die Tatsache, dass unser Umweltbewusstsein unser Handeln beeinflusst, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Zeitgeist der 2020er Jahre und der Aufstieg von Social Media bringt Menschen dazu, ihre Überzeugungen laut preiszugeben. Genauso laut sind Stimmen, wenn bekannte Fashion Brands oder Lebensmitteleinzelhändler absolut ressourcen-verschwendend bzw. umweltschädigend agieren.
E-Commerce-Unternehmen werden besonders unter die Lupe genommen, weil ihre Online-Shops von der Mehrheit der Gesellschaft genutzt werden. Deshalb entscheiden sich viele Betreiber und Betreiberinnen von Online-Shops, auf Green E-Commerce umzusteigen. Im Detail heißt das, die Prozesse des Unternehmens auf Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltschutz zu prüfen und zu optimieren.
Das Ziel ist es, authentisch nachhaltiges Marketing zu betreiben und sich dadurch eine feste Marktposition mit treuer Kundschaft zu sichern. Doch wie beginnen Sie mit Green Marketing für Ihren Online-Shop, wenn Sie noch ganz am Anfang stehen? In diesem Artikel finden Sie ein paar Ideen für Ihr E-Commerce-Business.
Warum ist Nachhaltigkeit besonders wichtig für E-Commerce-Unternehmen?
Das Konsumverhalten der breiten Masse hat sich verändert.
Ihre Kunden und Kundinnen sind lange keine stillen Verbraucher mehr. Mit dem öffentlichen Interesse und Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz hinterfragen Interessierte vor dem Kauf die Produktion, das Material und die Qualität Ihrer Produkte. Und auch Punkte wie der CO2 Ausstoß und Brand Values sind jeweils ein Faktor, der von einer kritischer werdenden Zielgruppe beäugt werden.
Kurzum ist Nachhaltigkeit zu einem ausschlaggebenden Verkaufsargument geworden und sollte bei der Planung Ihrer Marketingstrategie nicht missachtet werden. Glücklicherweise gibt es gerade für E-Commerce-Unternehmen viele Möglichkeiten und Aktionen, das Unternehmen grüner zu gestalten, von der Produktion bis hin zum Sortiment.
Greenwashing: Was es ist und wie Sie es vermeiden
Vielen Unternehmen, die Green Marketing betreiben wollen, ob im E-Commerce-Bereich oder nicht, wird Greenwashing vorgeworfen. Doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Kurz gesagt ist Greenwashing das Handeln eines Unternehmens, das vorgibt in der Mission des Umweltschutzes bzw. der Nachhaltigkeit zu agieren, aber in Wirklichkeit widersprüchlich tätig ist. Dieses Unternehmen nutzt den Trend des Nachhaltigkeitsmarketings aus, um ein gutes Image zu pflegen.
Greenwashing ist ein ganz klares No-Go, das Ihrem E-Commerce Unternehmen mehr Ärger als Vorteile einbringen würde. Um zu vermeiden, als Greenwashing-Konzern eingestuft zu werden, sollten Sie folgende Maßnahmen in Ihren Strategien absolut vermeiden:
- Kurzfristige Kampagnen zu Anlässen wie dem Weltumwelttag, die keinen echten Mehrwert haben (z.B. das Firmenlogo auf Social Media durch eine grüne Version auszutauschen als einzige Maßnahme)
- Unnötige Müllproduktion bei der Produktion oder der Retoure oder das Wegwerfen von zurückgegebenen Produkten
- Falsche Behauptungen zu Green Marketing Maßnahmen
- Kooperation mit einem Unternehmen, das offen umweltschädigend agiert
- Umwelt-Labels oder Zertifikate zu präsentieren, die eine Marke nicht offiziell verdient hat
Das wichtigste beim Nachhaltigkeitsmarketing ist Authentizität. Ist kein Wahrheitsgehalt an Ihren ökologischen Bemühungen, dann sollten Sie sich nicht mit einem grünen Ruf brüsten. Natürlich kann es auch für Betreibende im Online-Handel schwierig sein, eine ressourcensparende, ökologischere Entwicklung einzuleiten. Im Folgenden finden Sie deshalb Praxistipps für Ihren Start ins nachhaltige E-Commerce.
Strom sparen
Strom sparen klingt erst einmal nach einem großen Projekt. Doch gibt es kleine Dinge, die bereits einen Unterschied machen. Allein bei der Wahl Ihres Stromanbieters können Sie darauf achten, einen Ökostrom-Anbieter zu beziehen.
Papier einsparen & Einweg-Plastik vermeiden
Papier und Plastik sind zwei der größten Müllverursacher im Handel. Deshalb sollten Sie überlegen, bei welchen Prozessen Sie diese Materialien einsparen können. Vielleicht haben Sie sogar die Möglichkeit, ein plastikneutrales Unternehmen zu werden. Es gibt verschiedene Organisationen, die Ihnen dabei helfen können.
Für den Anfang können Sie damit beginnen, Papier für Rechnungen und Versandbescheinigungen zu sparen und diese stattdessen online zu versenden. Das spart nicht nur Papier und Tinte, sondern auch einen Arbeitsschritt. Denn die Erstellung und den E-Mail-Versand von Rechnungen können ganz einfach mit dem richtigen E-Commerce Marketing-Tool automatisiert werden.
Sollten Ihre Produkte aus Einweg-Plastik bestehen, überlegen Sie, ob es eine umweltschonende Alternative gibt, die für Sie infrage kommt.
Logistik / Versand
Lange Versand- und Transportwege können den ökologischen Fußabdruck Ihres Unternehmens erheblich beeinträchtigen. Wenn Sie lokal verschicken, ist es sinnvoll, nach Alternativen zu den großen Versandunternehmen zu suchen.
Vor allem in Großstädten wie Berlin oder Hamburg gibt es lokale Lieferanten, die komplett emissionsfrei liefern. Diese beliefern Ihre Kunden und Kundinnen per Fahrradkurier oder E-Transport. Doch auch die großen Versanddienstleister wie DHL bieten mittlerweile klimaneutralen Versand mit Elektrofahrzeugen an.
Verpackung
Bei der Verpackung Ihrer Produkte können Sie viel bewirken. Wählen Sie eine Verpackung, die entweder:
- wiederverwendbar
- recyclebar
- oder biologisch abbaubar ist.
Plastik hat bei der Verpackung absolut nichts verloren, wenn Sie als Betreiber oder Betreiberin eines E-Commerce-Unternehmens umweltschützend handeln wollen. Auch für Polstermaterial in Paketen gibt es tolle Alternativen, wie zum Beispiel Bio-Verpackungsflocken, Papierwolle oder sogar Stroh.
Selbst den Versandkarton können Sie so gestalten, dass man ihn wiederverwenden kann. Legen Sie dem Paket eine Anleitung mit entsprechenden Ideen für den Verbraucher bei, die zeigt, wie der Karton noch genutzt werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist, Ihren Kunden und Kundinnen anzubieten, die Verpackung bei erneutem Kauf eintauschen zu können. Auch so entsteht weniger Müll.
Rücknahmen
Retouren verursachen im E-Commerce eine große Menge an Müll und Emissionen durch den erhöhten Logistikaufwand der Rücksendung. Dies sollten Sie versuchen zu umgehen.
Zum einen sollten Sie daran arbeiten, Ihre Rückgaben zu verringern. Holen Sie Kundenfeedback zu Ihrem Produktsortiment ein und beugen Sie vor, dass Verbrauchende mit ihren erhaltenen Artikeln unzufrieden sind. Vor allem aber vernichten Sie die Retouren nicht! Finden Sie Möglichkeiten, zurückgegebene Artikel zu verwerten.
Interner Wandel
Die beste Strategie für Green Marketing bringt wenig, wenn Sie Ihr Unternehmen nicht auch intern für Nachhaltigkeit und Umweltschutz sensibilisieren. Das fängt bereits bei der Mülltrennung im Büro an und hört bei Spendenaktionen im Zeichen des Umweltschutzes auf.
Veranstalten Sie Aktionstage oder Workshops mit Ihren Mitarbeitenden, um ihr Umweltbewusstsein zu steigern und den Nachhaltigkeitsgeist Ihres Unternehmens nach außen zu tragen. Beliebt sind vor allem gemeinsame Müllsammelaktionen, Bäume pflanzen (das geht auch digital!) oder Team-Spendenaktionen.
Zusammenarbeit mit Marken, die offen umweltfreundlich agieren
Recherchieren Sie Marken, die bereits aktiv im Green Marketing sind und beginnen Sie eine Kooperation. Das können NGOs sein, für die Sie spenden oder mit denen Sie einen Workshop durchführen, aber auch andere Anbieter, die Sie zur Produktion, für Ihre Logistik oder Ihren Materialkauf beziehen.
Kommunizieren Sie Ihre Werte & Maßnahmen nach außen
Der eigentliche Kern von Green Marketing im E-Commerce ist die Öffentlichkeitsarbeit. Immerhin wollen Sie sich als Green E-Commerce-Marke etablieren. Egal, welche Maßnahmen Sie für den Nachhaltigkeitsaufbau Ihres Unternehmens durchführen, teilen Sie sie auf Social Media, präsentieren Sie sie auf Ihrer Website oder schreiben Sie darüber auf Ihrem Blog.
Seien Sie aber auch offen für Verbesserungen, falls es vorkommen sollte, dass Ihr Unternehmen wegen umweltschädlicher Faktoren in der Kritik steht. Ignorieren Sie diese Kritik nicht, sondern setzen Sie sich reflektierend mit ihr auseinander.
Kundenkommunikation
Vermitteln Sie auch Ihren Kunden und Kundinnen, dass Nachhaltigkeit für Sie ein wichtiges Thema ist und animieren Sie sie bestenfalls ebenfalls zu nachhaltigerem Handeln. Dies könnten Sie mit einem Incentive zu abgeschlossenen Bestellungen tun, z.B. ein gepflanzter Baum zu jeder durchgeführten Bestellung oder etwa durch den Aufruf zu Spenden für einen Ihrer NGO-Kooperationspartner.
Zeigen Sie Ihren Kunden und Kundinnen, dass Sie sich aktiv für Umweltthemen einsetzen, dann positionieren Sie Ihre Marke als Green E-Commerce Brand. Sie werden sehen, dass Sie eine neue, breitere und durchaus loyale Zielgruppe gewinnen werden, die wiederholt bei Ihnen bestellt.
Nachhaltigkeit als Brand-Value
Auf Ihren Kommunikationskanälen und Ihrer Website sollten Sie klar machen, dass Ihr Unternehmen für Umwelt- und Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsteht. Sie können dazu selbst Stellung beziehen (z.B. auf einer ‘Über unseren Shop’-Seite) oder sich Zertifikate bzw. Umweltsiegel erarbeiten, z.B. das Fair Trade Siegel, das Ökotest-Siegel oder das Prüfzeichen Zertifizierte Klimaneutralität vom TÜV.
Vielleicht kommt es für Sie sogar in Frage, sich als B Corp verifizieren zu lassen und eines der weltweit über 5000 Unternehmen zu werden, die sich für ökologische Nachhaltigkeit einsetzen.
Fazit: Go Green or Go Home!
Als E-Commerce-Unternehmen im Sinne unseres Planeten zu agieren, ist gar nicht so schwierig, wie man denkt. Bereits kleine Maßnahmen können ausschlaggebend für Ihre Nachhaltigkeitsmarketing-Strategie sein.
Die Themen Klima und Umwelt werden nicht an Bedeutung verlieren, sondern zukünftig noch wichtiger werden. Fest steht, dass Green E-Commerce Marken ihre Branchen auf Dauer dominieren werden. Verpassen Sie also nicht die Gelegenheit, bereits jetzt in nachhaltigere Prozesse zu investieren und in der Liga der ganz ‘Grünen’ mitzuspielen.