Neben der Absatzmarktforschung ist die Beschaffungsmarktforschung das zweite große Teilgebiet der Marktforschung. Anders als bei der Absatzmarktforschung befasst sich die Beschaffungsmarktforschung nicht mit den Absatzmärkten, sondern mit den Beschaffungsmärkten eines Unternehmens, d.h. mit den Märkten für Rohstoffe, Halb- und Fertigerzeugnisse, Vorprodukte und Produktionsmittel.
Beschaffungsmarktforschung: Definition
Die Beschaffungsmarktforschung umfasst die systematische und methodische Tätigkeit der Suche, Gewinnung und Aufbereitung von bedarfsbezogenen Informationen über den Beschaffungsmarkt eines Unternehmens mit dem Ziel, eine Einschätzung und beschaffungspolitische Entscheidungen vornehmen zu können.
Wie im Falle der Absatzmarktforschung ist auch bei der Beschaffungsmarktforschung grundsätzlich eine Unterscheidung in eine Momentaufnahme (Marktanalyse) und eine langfristige Beobachtung bzw. Überwachung (Marktbeobachtung) durchzuführen
Bereiche der Beschaffungsmarktforschung
Um sich ein umfassendes Bild über den Beschaffungsmarkt und dessen Potenzial zu verschaffen, kann der Prozess der Beschaffungsmarktforschung in folgende Untersuchungsbereiche untergliedert werden:
Wertanalyse: Analyse der Kosten in Relation zum Wert/Nutzen des Produktes
- Wie kann die Qualität, der Nutzen oder die Leistung eines Produktes erhöht werden?
- Welche Kosten können dabei vermieden oder verringert werden?
- Ziel: Optimierung des Produktes und gleichzeitig Kosteneinsparungen
Preisanalyse: Analyse der Preisentwicklungen und Preisstruktur
- Vergleich von aktuellen Preisen mit vorrangegangen Preisen
- Untersuchung von preisbestimmenden Faktoren (Wettbewerb etc.)
Kostenanalyse: Analyse der Kosten im Unternehmen
- Welche Kostenarten entstehen im Unternehmen?
- Wo entstehen die Kosten?
- Für welche Objekte fallen die Kosten an?
Lieferantenanalyse: Analyse des Lieferantenmarktes
- Recherche nach aktuellen und potenziellen Lieferanten
- Bewertung von aktuellen und potenziellen Lieferanten anhand eines Kriterienkatalogs (Preis und Zahlungsbedingung, Lieferzeit, Qualität etc.)
- Auf Grundlage der Lieferantenbewertung: Ermittlung und Auswahl von Lieferanten, die für das Beschaffungsunternehmen in Frage kommen
Make-or-Buy-Analyse: Vergleich der Kosten der Eigenproduktion gegen die Kosten für Fremdbezug
- Welche Materialien bieten sich für die Eigenherstellung an?
- Welche Materialien sind kostengünstiger, wenn sie von einem externen Hersteller / Lieferanten bezogen werden?
Methoden der Beschaffungsmarktforschung
Zur Informationsgewinnung und Datenerhebung in der Beschaffungsmarktforschung werden unterschiedliche Erhebungsmethoden und Datenquellen herangezogen. Hier unterscheidet man wie in der Absatzmarktforschung zwischen Primärforschung und Sekundärforschung.
Im Rahmen der Primärforschung, auch „field research“ genannt, werden neue bedarfsspezifische Daten erhoben. Hierzu werden folgende Datenquellen genutzt:
- Experiment
- Befragung oder Beobachtungen (z.B. von Lieferanten)
- Unternehmensbesichtigungen
Die Sekundärforschung oder „desk research“ bedient sich hingegen bereits vorhandenem Datenmaterial. Als Datenquelle können unternehmensinterne oder -externe Daten herangezogen werden.
Für unternehmensinterne Datenquellen kommen z.B. im Rahmen der Beschaffungsmarktforschung infrage:
- Bezugsquellenverzeichnisse
- Lieferantendateien
- Abteilungsspezifische Aufzeichnungen (Reklamationen, Ausschuss)
Beispiele für unternehmensexterne Datenquellen innerhalb der Beschaffungsmarktforschung:
- Veröffentlichte Datenbanken der statistischen Bundes- und Landesämter
- Erhebungen durch Marktforschungsinstitute
- Fachliteratur
- Verbands- und Industriestatistiken, Marktberichte
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Bastian Foerster