Käufermarkt und Verkäufermarkt sind zwei Begriffe, die das deutsche Finanzsystem und die Betriebswirtschaftslehre bereits seit vielen, vielen Jahren kennen. Anwenden lassen sich die Definitionen aber im Prinzip in jeder Branche, da mit den Bezeichnungen auf die unterschiedlichen Positionen der Marktteilnehmer und die daraus resultierende Ausgangslage eingegangen wird. Zugegeben: Das klingt nicht unbedingt einfach, erklärt sich bei genauerem Hinsehen aber fast von selbst.
Unterschied zwischen Käufermarkt und Verkäufermarkt
Die Unterschiede zwischen Käufermarkt und Verkäufermarkt sind sehr groß – und zwar ganz gleich, von welcher Position aus die Situation betrachtet wird. Generell finden sich die Unterschiede hier vor allem in den Positionen der Marktteilnehmer. Befindet sich der Käufer in einer besseren Position als der Verkäufer, ist von einem Käufermarkt die Rede. Ist das genaue Gegenteil der Fall, der Verkäufer befindet sich also in der besseren Position als der Käufer, spricht man von einem Verkäufermarkt. Noch besser nachvollziehen lässt sich das Ganze, wenn beide Märkte noch einmal detailliert und im Einzelnen betrachtet werden.
Der Käufermarkt
Gestaltet sich die Marktsituation so, dass sich der Käufer in der besseren Position gegenüber dem Verkäufer befindet, spricht man von einem Käufermarkt. Ein typisches Beispiel hierfür ist der sogenannte Angebotsüberhang, der entsteht, wenn das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt. Von einem Produkt existiert in diesem Fall also mehr, als der Markt abnehmen kann. Die Folge ist ein sinkender Preis, was für die Unternehmen bzw. Hersteller keine wünschenswerte Konsequenz ist. Eine Nachfrage, die vom Angebot überstiegen wird, stellt allerdings keinesfalls die einzige Ursache für einen Käufermarkt dar. Stattdessen entwickelt sich dieser zum Beispiel auch dann, wenn eine Produktserie oder ein Produkt veraltet ist und bereits eine neue Serie auf den Markt gebracht wurde. Diese zieht in der Regel das Interesse der Käufer auf sich, die älteren Modelle erhalten nicht mehr ganz so viel Beachtung. Auch hier greifen die Hersteller oftmals zu Rabattaktionen oder ähnlichem, um alte Modelle dennoch zu verkaufen.
Eine weitere Ursache für einen Käufermarkt liegt förmlich auf der Hand: Sollte der Bedarf an einem Produkt zeitlich nicht dringlich sein und dieses unter einem starken Preisverfall leiden, entsteht ebenfalls ein klarer Vorteil für den Käufer. Eine weitaus banalere Erklärung für einen Käufermarkt liegt in der Tatsache, dass die Lagerkapazitäten des Käufers erschöpft sind bzw. dessen Vorräte gut gefüllt. Darüber hinaus können sich Verkäufer aber auch selbst in eine schlechtere Ausgangslage steuern und so den Käufermarkt fördern. Das geschieht dann, wenn der Verkäufer aus irgendeinem Grund vom Käufer abhängig sein sollte. Ein Beispiel hierfür wäre ein Großkunde, der durch seine geschäftliche Beziehung möglicherweise ganz wesentlich für das Überleben eines Unternehmens verantwortlich ist. Gleichzeitig kann sich die Ausgangslage des Verkäufers aber auch dann verschlechtern, wenn der Käufer eine größere Marktkenntnis oder Fachkompetenz als der Verkäufer an den Tag legt.
Der Verkäufermarkt
Der Verkäufermarkt ist das genaue Gegenteil des Käufermarktes. In diesem Fall befindet sich der Verkäufer also in einer besseren Situation als der Käufer. Auch hierfür gibt es wieder unterschiedliche Gründe. Während es dem Käufer hilft, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, ist es aus Sicht des Verkäufers genau andersherum. Der Verkäufermarkt wird also dann gefördert, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Der sogenannte Nachfrageüberhang ist die Folge. In diesem Fall können Unternehmen Preise oftmals anheben und sich trotzdem sicher sein, dass ihre Produkte dennoch einen guten Absatz finden. Ebenso kann aber zum Beispiel auch ein dringender Bedarf auf Seiten des Käufers für einen Verkäufermarkt förderlich sein. Zum Beispiel dann, wenn ohne einen Nachschub an Produkten die eigene Produktion ins Stocken geraten könnte. Besonders gut ist es für den Verkäufermarkt zudem natürlich dann, wenn sich der Verkäufer in einer Monopolstellung befindet und dem Käufer zum Beispiel aufgrund von Insolvenzen oder ähnlichen Problemen keine wirklichen Alternativen zur Verfügung stehen.
Genau wie beim Käufermarkt gilt aber auch beim Verkäufermarkt, dass dieser durch die Beteiligten Personen oder Unternehmen ebenfalls in eine oder andere Richtung verändert werden kann. Ist der Verkäufer zum Beispiel fachlich deutlich kompetenter und kennt den Markt besser, bringt ihn das in eine bessere Position.
Strategien: Was tun beim Käufermarkt und Verkäufermarkt?
In den letzten Jahren hat sich in verschiedenen Branchen gezeigt, dass Unternehmen mit den Marktsituationen ganz unterschiedlich umgehen. Handelt es sich beispielsweise um Modelle einer älteren Generation, erhöhen viele Unternehmen die Attraktivität der Produkte durch eine Senkung des Preises – zum Beispiel durch Rabattaktionen oder in Form von Bundles, mit denen dann mehrere ältere Modelle oder Produkte zu einem vergünstigten Preis erworben werden können. Zusätzlich zum Pricing greifen einige Konzerne aber noch tiefer in die Trickkiste und sorgen zum Beispiel für eine künstliche Knappheit. So wird der Eindruck vermittelt, das Produkt sei enorm begehrt, wodurch die Preise in die Höhe korrigiert werden können. Für beide Parteien gleichermaßen gilt beim Verhalten am Markt, dass dieses nicht zu stark offengelegt werden sollte. So wäre es aus Sicht eines Käufers zum Beispiel taktisch unklug, aufzuzeigen, dass man keine Alternativen zur Hand hat. Beide Seiten gegenseitig sollten sich zudem nicht spüren lassen, wie sehr eine mögliche Abhängigkeit vorhanden ist.
Fazit: Märkte sind flexibel
Ganz gleich, in welcher Branche oder welcher Richtung: Märkte sind in aller Regel sehr flexibel. So kann es passieren, dass sich ein Verkäufermarkt innerhalb kürzester Zeit in einen Käufermarkt verwandelt. Die Gründe hierfür sind zum Beispiel in der Globalisierung zu finden, da Käufer problemlos auf Angebote aus der ganzen Welt zurückgreifen können. Das erhöht also die Chancen auf eine gute Ausgangslage der Käufer. Gleichzeitig können Märkte aber auch in die andere Richtung „kippen“ und sich von einem Käufermarkt zu einem Verkäufermarkt verwandeln. In beiden Fällen sind die richtigen Reaktionen und Strategien der Marktteilnehmer gefragt, damit diese den Markt trotz der eigentlich schlechten Rahmenbedingungen noch zu ihren Gunsten beeinflussen können.
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