Agil sein bedeutet für Unternehmen, stets wandlungsfähig und handlungsfähig zu bleiben. Genau dabei soll die Holacracy behilflich sein. Hierbei handelt es sich um ein Konzept für die agile Organisation von Unternehmen oder anderen Organisationen. Der Ansatz ist keinesfalls neu, sondern wurde bereits vor rund 15 Jahren erstmalig durch Brian Robertson eingeführt. Was genau der Holacracy-Ansatz darstellt und welchen Nutzen dieser bringt, verrät der Artikel im Folgenden.
Holacracy Definition
Der Begriff Holacracy lässt sich ins Deutsche mit dem Wort Holakratie übersetzen. Hierbei handelt es sich um ein Konzept für die agile Organisation von Projekten, Unternehmen oder anderen Organisationen. Geprägt ist das Holacracy-Konzept durch eine besondere Herangehensweise an die Hierarchien, die Entscheidungsfindung oder auch die Aufgabenverteilung. Im Jahre 2007 wurde der Begriff der Holacracy von Brian Robertson erstmalig eingeführt, der Grundgedanke der Übertragung von mehr Verantwortung auf die Mitarbeiter ist aber natürlich schon weitaus älter.
Generell geht man für die Holacracy-Methode von flachen Hierarchien für das jeweilige Projekt oder Unternehmen aus. Flache Hierarchien sind in der Regel immer ein Indiz für ein handlungsfähiges, wendiges und agiles Unternehmen. Genau diese Möglichkeiten möchten sich die Organisationen durch den Einsatz der Holacracy-Methode bewahren.
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Die vier wichtigen Leitlinien
Nicht selten wird im Zuge der Holacracy-Methode auch von der Hierarchie der Kreise gesprochen. In der Tat sind diese eine wichtige Einheit innerhalb der Holacracy. Mit den Kreisen werden unterschiedliche Rollen definiert, die wiederum von einzelnen Aufgaben und Verantwortlichkeiten geprägt werden. Das Besondere: Mitarbeiter legen selbst fest, wie die gesteckten Ziele erreicht werden können. Die einzelnen Rollen sind aber wiederum vollkommen unabhängig von den jeweiligen Mitarbeitern festgelegt. Dementsprechend spricht nichts dagegen, dass ein Mitarbeiter gleich mehrere Rollen im Holacracy einnehmen kann und somit in mehreren Kreisen vertreten ist.
Darüber hinaus zählen drei weitere Leitlinien zum Holacracy-Prinzip. Zwischen den verschiedenen Kreisen muss jederzeit eine klare und verständliche Kommunikation geleistet werden. Aus diesem Grund arbeitet Holacracy mit dem sogenannten double-linking. Das bedeutet, dass Feedback nicht nur klassisch von „oben“ nach „unten“ mitgeteilt werden kann, sondern auch zwischen allen Mitwirkenden. Zudem kommt es beim Holacracy auch auf eine dynamische Steuerung der Entscheidungen an. Diese Entscheidungen sind jederzeit änderbar, wenn sie sich in der Praxis nicht bewähren konnten. Eine ebenfalls wichtige Leitlinie ist die Schaffung einer klaren Trennung zwischen den sogenannten Steuerungstreffen und den operativen Treffen. Die Steuerungstreffen sind Treffen, in denen die Zuständigen und Entscheidungen innerhalb eines Kreises geregelt werden. Die operativen Treffen wiederum sind für die Reflexion des Tagesgeschäfts gedacht.
Nutzen von Holacracy
Mit dem Aufbau von wendigeren, flacheren und agileren Strukturen ist bereits ein großer Nutzen der Holacracy-Methode genannt. Tatsächlich bringt der Einsatz dieser Methode aber noch weitere Vorteile mit sich. Weiterer Nutzen lässt sich zum Beispiel mit Blick auf die Reaktionen auf mögliche Veränderungen innerhalb der Organisation oder auf dem Markt ziehen. Diese Reaktionen sind deutlich flexibler, schneller und in der Regel auch effektiver umzusetzen. Durch die Übertragung von mehr Verantwortung auf die einzelnen Mitarbeiter, steigt nahezu automatisch auch deren Motivation für die Arbeit. Zudem können nicht selten bisher verborgene Talente zum Vorschein kommen, wenn die einzelnen Mitarbeiter zum ersten Mal richtig gefordert werden.
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Beispiele für Holacracy
Das Holacracy-Konzept wird sowohl von Unternehmen als auch von Organisationen und teilweise sogar Regionen umgesetzt. Für Letzteres ist die niederländische Gemeinde Venlo ein passendes Beispiel, das jedoch beste Gesellschaft bekommt. In Deutschland verfolgen zum Beispiel der Verein Mein Grundeinkommen e.V. oder das Unternehmen mymuesli diesen Ansatz. Sicherlich einer der bekanntesten Holacracy-Befürworter ist zudem der Konzern Zappos. Mittlerweile gehört das Unternehmen zu Amazon. Vor der Übernahme sorgte Zappos dafür, dass das Interesse an Holacracy deutlich anstieg. Ebenfalls ein prominentes Beispiel für Holacracy findet sich zudem mit der Schweizerischen Post oder dem Schweizer Unternehmen Freitag.
Nachteile
Dass Holacracy einige große Vorteile mit sich bringen kann, liegt auf der Hand. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass sich auch gewisse Nachteile mit dieser Methode in Verbindung bringen lassen. Einer dieser möglichen Nachteile sind die zahlreichen Regeln. Die Holacracy-Methode basiert zwar auf generell freien und flachen Strukturen, kommt aber keinesfalls ohne strenge Regeln aus. Bezeichnet wird dieses oftmals auch als das „Grundgesetz der Holacracy“. Darüber hinaus ist die Holacracy-Methode keinesfalls für jedes Unternehmen geeignet. Generell gilt diese Herangehensweise als sehr komplex. Regeln müssen eingehalten werden, weil nur dann das gesamte Konstrukt erfolgreich auf die Beine gestellt werden kann. Wichtig ist also eine kompetente Einführung des Ganzen, die aus verschiedenen Gründen nicht für jede Organisation in Frage kommt. Beispiele hierfür sind unter anderem hohe Investitionskosten für die Software oder die dazugehörigen Berater.
Gerade börsennotierte Unternehmen können nicht so ohne Weiteres ihre Struktur aufbrechen, sondern müssen eine gewisse Reporting-Struktur beachten. Dies macht es oftmals schwierig, eine Holacracy-Struktur in ein solches Unternehmen einzugliedern. Aufgrund der verschiedenen Zugänge zu Informationen kann sich zudem oftmals eine informelle Hierarchie bilden. Und diese ist oftmals nicht mehr weit von einer klassischen Hierarchie entfernt.
- Umfangreiches Regelwerk muss befolgt werden
- Hoher Aufwand für die Einführung der Methode
- Aufbrechen der vorhandenen Strukturen in Unternehmen nicht immer ohne Weiteres möglich
- Gefahr der informellen Hierarchie gegeben
Fazit
Bei der Holacracy handelt es sich um einen sehr spannenden Ansatz der agilen Organisationsformen. Geeignet ist dieser gewiss nicht für alle Unternehmen und Organisationen, da zum Beispiel die Einführung sehr komplex sein kann. Unternehmen, die auf die Holacracy-Methode setzen, können sich in verschiedenen Teilbereichen aber oftmals Vorteile erarbeiten. Der wohl größte davon ist die agile und flexible Arbeitsweise, die schnelle Reaktionen auf Veränderungen möglich macht.
Bastian Foerster
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